Weichen für günstigen oder aggressiven Verlauf bereits im ersten Trimenon gestellt

Neuroblastome sind häufige solide Tumoren im Säuglings- und Kleinkindalter, die sich bereits während der Schwangerschaft entwickeln. Diese Entwicklung findet unabhängig von ihrem späteren klinischen Verlauf statt. Die Prognose reicht von spontaner Regression bis hin zu aggressivem Fortschreiten. Zu welchem Zeitpunkt sich jedoch entscheidet, ob sich das Neuroblastom spontan zurückbildet oder ein aggressives Wachstum aufweist, war bisher unklar. Ein Forscherteam des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Hopp-Kinderkrebszentrums in Heidelberg (KiTZ) hat diese Vorgänge nun untersucht.

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Stethoskop mit Bärenpuppe auf gelbem Hintergrund zur Unterstützung des Lebens und der Krankheit von Kindern. September Childhood Cancer Awareness Month, Gesundheits- und Lebensversicherungskonzept
Panuwat Dangsungnoen/GettyImages

Neuroblastome sind nach der akuten lymphatischen Leukämie die zweithäufigste bösartige Krebserkrankung im Kindesalter. Pro Jahr ist etwa eines von 100.000 Kindern betroffen. Sie treten vor allem im Bereich der Nebennieren und manchmal auch entlang der Wirbelsäule oder im Bauchbereich auf. Der Verlauf der Erkrankung ist äußerst individuell, so bildet sich in manchen Fällen der Tumor auch ohne Therapie spontan zurück, während bei rund 50 Prozent der Patient:innen auch eine intensive Therapie das Tumorwachstum nicht stoppen kann. Derzeit ist es nicht möglich, die Risikopatient:innen bereits vor oder bei Diagnosestellung zu identifizieren.

Die molekulare Uhr

Im Rahmen der Studie wurde nun die somatische Evolution des Neuroblastoms durch ein mathematisches Modell, das alle Subtypen abdeckt, quantifiziert. Dem Forscherteam ist es gelungen das Tumorgenom von 100 Patient:innen mit Neuroblastomen in unterschiedlichen Stadien zu entschlüsseln. Spezifische genetische Veränderungen in deren Genom ermöglichten es, die Tumorentstehung zu rekonstruieren. Dies basiert auf der Annahme, dass genetische Veränderungen zufällig und mit konstanter Geschwindigkeit anhand der eigenen „molekularen Uhr“ ablaufen, die Ergebnisse messbar macht. Das für die Studie entwickelte mathematische Modell ermöglichte auf diese Weise die Rekonstruktion der Neuroblastomentwicklung in Form eines Stammbaums. Dieser Stammbaum zeigte, welche unterschiedlichen Entwicklungswege die Krebszellen durchlaufen können und welche genetischen Veränderungen diese beeinflussen.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum onko