Vertretung ist gut, Kontrolle ist besser
„Ich will noch mindestens zwanzig Jahre arbeiten“, erzähle ich E. „Mein Großvater hat die Praxis sogar erst mit fünfundsiebzig aufgegeben.“ „Möglicherweise waren das andere Zeiten?“, versucht E. meinen Optimismus zu bremsen. Vielleicht hatte er weniger Stress, weniger Patienten und vor allem weniger Organisationskram? Und er hatte Oma, die ihm den Rücken freigehalten und die Wege freigeschaufelt hat. „So wie du arbeitest, wird das nix. Das hältst du nicht aus!“ Das ist mir auch klar. Und selbst wenn wir jetzt alle zusätzlichen Erschwernisse, die das Covid-Zeitalter mit sich gebracht hat, ausklammern. Selbst wenn wir irgendwann zur alten Normalität zurückkehren: So geht’s nicht weiter.
Und bei aller wirklich tiefen Liebe zum Job: Ich bin keine dreißig mehr, die Regenerationszeiten werden länger und das Bedürfnis nach einer Work-Life-Balance haben die Fünfundzwanzigjährigen ja nicht erfunden. Zuweilen kommt man auch mit gut fünfzig drauf, dass es ein Leben nach der Arbeit geben könnte.