10. Feb. 2021Ärztekammer: Grobe Ungerechtigkeit

Das große Gratis-Testen hat begonnen – aber ohne Ärzte

Die Ankündigung knapp vor dem Wochenende war für einige überraschend: Mit Starttag 8. Februar 2021, dem Teilende des dritten Lockdowns, können sich Interessierte in Apotheken in ganz Österreich – nach Voranmeldung – gratis mittels Antigen-Schnelltests auf das Corona-Virus testen lassen. Die Apotheker streichen ab, die Testergebnisse gelten 48 Stunden als Eintrittstests für körpernahe Dienstleister wie Friseure. Neu sind auch betriebliche Gratis-Tests für Arbeitnehmer, Angehörige und Kunden ab 15. Februar. Lediglich in Arztpraxen müssen Testwillige (vorerst) weiterhin zahlen, was für Empörung sorgt.

Geschäftsleute, die hinter sozialer distanzierender Beschilderung auf Büroboden stehen
iStock/alvarez

Hinter den Kulissen dürfte eifrig verhandelt worden sein. „Wir werden unser Bestes und Möglichstes geben“, kommentierte Mag. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer gegenüber der APA am 05.02.2021 die neue Teststrategie, bei der die Apotheken eine wesentliche Rolle spielen (siehe unten). Ziel sei es, vor allem am Land „weiße Flecken“ auf der Test-Landkarte zu beseitigen. Zunächst wolle man ab 8. Februar in „spezialisierten Apotheken“ beginnen. Bis Ende Februar sollen die Gratistests in den Apotheken „im Flächenbetrieb“ verfügbar sein.

Harsche Kritik: „Grobe Ungerechtigkeit“

Noch am selben Tag hagelte es scharfe Kritik seitens der Ärzte-Vertreter am Bund. „Das ist eine grobe Ungerechtigkeit gegenüber der Bevölkerung“, betont Dr. Herwig Lindner, Präsident der Ärztekammer Steiermark, am Freitag in einer Aussendung. Bereits mehrfach sei darauf hingewiesen worden, dass es der Bund bisher offenbar „vergessen“ habe, Tests für Gesunde in Arztpraxen als beste und einfachste Lösung für die Bevölkerung anzuerkennen und die Kosten dafür zu übernehmen, statt sie nur in aufwändige Teststraßen zu „treiben“. Spätestens jetzt, mit den neuen Testpflichten, müsse das korrigiert werden. Auch vom Land Steiermark erwarte sich Lindner, „dass es deutlich auf diesen Missstand hinweist“.

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