25. März 2019

Nationale Datenbank zur pädiatrischen Medikation

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Im Rahmen des Förderprogramms von Sozialversicherung und Pharmawirtschaft „Gemeinsame Gesundheitsziele“ wird u.a. ein Projekt unterstützt, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Kindermedikation nachhaltig zu verbessern. (CliniCum 3/19)

In der Kinder- und Jugendmedizin sind behandelnde Ärzte in der adäquaten Anwendung von Arzneimitteln in vielen Fällen auf eigene Erfahrungswerte angewiesen, weil es an wissenschaftlicher Evidenz fehlt bzw. keine speziell für diese Patientengruppen zugelassenen Medikamente zur Verfügung stehen. Bei manchen Therapien müsse in bis zu 80 Prozent der Fälle „off label“ medikamentiert werden, sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).

Als Projektbetreiber wird die Gesellschaft daher in den kommenden Jahren eine  nationale Informationsplattform für Kinderarzneimittel in Österreich aufbauen. Sie soll die etwa 300 in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen am häufigsten eingesetzten Medikamente enthalten und jedes einzelne davon nach folgenden Kriterien beschreiben:

  • Inhaltsstoffe der Medikamente und deren Wirkungsmechanismen
  • Liefer- und Verfügbarkeit
  • Kinderspezifische Dosierungen und Formulierungen
  • Kinderspezifische Nebenwirkungen und Risikoprofile
  • Auffällige Warnhinweise und sonstige relevante Informationen
  • Bedingungen der Verschreibung/Verordnung
  • Potenzielle Ersatz- bzw. Austauschpräparate, falls das Arzneimittel nicht verfügbar ist

Es gebe derzeit in der gesamten DACH-Region zwar vereinzelte, regionale Unterstützungstools für Ärzte zu diesem Thema, aber keine nationalen Lösungen, erläutert Kerbl. Als Vorbild und gleichzeitig als Basis für die Österreichische Plattform dient daher ein niederländisches Modell: www.kinderformularium.nl. Dort finden sich – europaweit einzigartig – einheitlich strukturierte, aktualisierte und benutzerfreundliche Daten zu Arzneimitteln, die für eine Behandlung von Kindern und Jugendlichen relevant sind. Die entsprechenden Lizenzen zur Nutzung der darin enthaltenen umfassenden Informationen wurden bereits erworben.

In einem nächsten Schritt werden die darin enthaltenen Informationen an den spezifischen heimischen Bedarf angepasst, entsprechend adaptiert und ergänzt mit spezifischen nationalen Informationen. Eine entsprechende Web-Domain wurde dafür bereits angekauft: www.kindermedika.at. Die Website soll in Kürze online gehen und über den aktuellen Projektverlauf informieren. Spätestens in zwei Jahren soll unter dieser Adresse dann eine umfassende Informationsplattform zur Verfügung stehen, die Ärzten praxisnahe und evidenzgesicherte Informationen über Dosierungen, Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen geben – und das in einer sehr komprimierten, strukturierten und User-freundlichen Form.