Würden Sie Wirkstofftests an Ihrem Kind zulassen?

Kinder sind öfter krank, 7–10 Mal im Jahr. Bei den „üblichen“ Krankheiten haben weder Apotheker noch Pädiater ein Problem mit dem für Kinder zugelassenen Arzneimittelschatz, vielleicht ausgenommen Dermatika, Psychopharmaka, Antiepileptika und in der Intensiv­medizin.

Ganz anders in Kinderkliniken – dort werden bis zu zwei Drittel der Patienten mit nicht für Kinder zugelassenen Arzneimitteln behandelt. Weil es kaum Studien an Kindern gibt. Das wäre unethisch und teuer, hört man oft. Würden Sie Wirkstofftests an Ihrem Kind zulassen? Die Folge ist Off-Label-Use oder „experimentelle Therapie mit einem grauen Medikament“, wie’s so schön heißt. In Deutschland sind nur 20 Prozent der Arzneimittel an Kindern geprüft und für sie zugelassen. „Ausgerechnet der besondere Schutz von Kindern führt dazu, dass ihre Gesundheit gefährdet wird!“, lautet ein Zitat von Prof. Hannsjörg Seyberth von der Uniklinik Marburg. Bezüglich der Dosierung sind Kinderärzte daher auf ihren Erfahrungsschatz angewiesen. Ein Inter- oder Extrapolieren von Dosierungen oder Blutspiegeln ist aber bestenfalls eine Behelfsmaßnahme. Die Dar­reichungsformen sind oft alles andere als kindgerecht und so kommt es zu magistralen Zubereitungen, die dann als „pädiatrische Behelfsarzneimittel“ eingesetzt werden. Wobei sich wiederum die Frage der Haftung von Arzt und Apotheker stellt. Ein erster positiver Schritt ist die Präsentation einer Kinder-Pharmakopoe hier auf der Schladminger Tagung.

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