25. Apr. 2023ECCMID 2023

Die Streptokokken sind wieder da

Infektionen mit A-Streptokokken-, insbesondere jene mit invasivem Verlauf, stellen nach wie vor auch in industrialisierten Ländern ein erhebliches medizinisches Problem dar. Folglich beschäftigten sich zahlreiche Präsentationen im Rahmen des diesjährigen European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID 2023) mit diesem Thema. Sie geben unter anderem Einblicke in das Infektionsgeschehen in verschiedenen europäischen Ländern und zeigen aktuell eine Inzidenz sowohl invasiver als auch nicht-invasiver Infektionen, die deutlich über den Zahlen der Jahre vor der Covid-Pandemie liegt.

Streptococcus Pneumoniae Bakterienzellen. 3D-Rendering mikroskopischer Hintergrund.
Jezperklauzen/GettyImages

Daten aus dem Vereinigten Königreich (UK) zeigen eine Zunahme des mit schweren Verlaufsformen assoziierten emm1-Stamms. Während es in den Jahren 2020 und 2021 infolge der Covid-19-Maßnahmen zu einer deutlich reduzierten Streptokokken-Übertragung, vor allem bei Kindern, gekommen war, stiegen die Infektionen mit dem Ende der Maßnahmen wieder deutlich an. Von dieser Entwicklung waren sowohl Scharlach als auch invasive Infektionen (iGAS) betroffen, wobei Letztere nach wie vor seltene Ereignisse darstellen. Im Dezember 2022 wurde eine ungewöhnlich hohe Inzidenz sowohl von Scharlacherkrankungen als auch von iGAS gemeldet. Die Scharlach-Inzidenz bewegt sich mittlerweile im Normalbereich, iGAS kommt allerdings für die Jahreszeit in erhöhtem Ausmaß vor. Insgesamt wurden im Jahr 2022 im UK 690 Fälle von iGAS gemeldet, das ist mehr als das Doppelte des langjährigen Durchschnitts vor Covid-19. Im Jahr 2022 kam es zu 60 Todesfällen im Zusammenhang mit iGAS-Infektionen, was einer Case Fatality Rate (CFR) von 9,2 Prozent entspricht. Auch die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit iGAS hat sich verglichen mit den Jahren vor der Pandemie verdoppelt.

Dies könnte mit einer Veränderung des Keimspektrums zusammenhängen. So wurde der Stamm emm1, der mit höherer Wahrscheinlichkeit invasive Infektionen verursacht, häufiger gefunden als in den Jahren vor Covid-19. Auf emm1 entfallen jetzt 48,8 Prozent der A-Streptokokken-Infektionen – im Vergleich zu 21 Prozent in den Jahren vor Covid-19. Gleichzeitig ist es bei den invasiven Infektionen auch zu einer sozialen Verschiebung gekommen. Waren früher vor allem sozial unterprivilegierte Personen von iGAS betroffen, so ist die Inzidenz jetzt in der gehobenen Mittelschicht, also in der zweithöchsten sozioökonomischen Quintile, am höchsten.1

Neuer Streptokokken-Stamm in Dänemark identifiziert

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