Osteoporoseforum: Wirbelkörperfrakturen
Wirbelkörperfrakturen im thorakalen und lumbalen Bereich können bei Personen mit Osteoporose oder Osteopenie im Gegensatz zu knochengesunden Menschen bereits bei minimalem Trauma oder auch spontan auftreten. Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob der Bruch im Rahmen eines Zufallsbefundes mittels bildgebender Verfahren oder zusammen mit akut aufgetretener Schmerzsymptomatik mit oder ohne Trauma detektiert wurde.
Akute Schmerzen sowie auch ein akutes Trauma erfordern in der Regel eine umgehende bildgebende Abklärung, meist mit Standard-Röntgenaufnahmen (a.p. und seitl.), idealerweise im Stehen oder mittels Computertomografie, um eine exakte Frakturklassifikation vornehmen zu können. Es wird empfohlen – wie bei Patientinnen und Patienten ohne Knochenerkrankung –, eine standardisierte Klassifikation wie z.B. die AO/OTA-Klassifikation heranzuziehen. Die Einteilung der Wirbelkörperfrakturen erfolgt dabei von A1–A4, wobei A1 eine Kompressionsfraktur des Wirbelkörpers ohne Beeinträchtigung der Endplatten bezeichnet, A2 ein Spaltbruch (häufiger bei Knochengesunden und Trauma), A3 eine inkomplette Berstungsfraktur mit Ausstrahlung in die Hinterkante und A4 eine komplette Berstungsfraktur mit Hinterkantenbeteiligung und Einbeziehung beider Endplatten.
Liegen zusätzliche oder singuläre Verletzungen der hinteren Strukturen (Facettengelenke/Dornfortsätze) mit discoligamentären Strukturen vor, so handelt es sich um eine B-Verletzung. Bei kompletter Fehlpositionierung zweier Wirbelkörper zueinander liegt die schwerste Form, eine C-Verletzung vor, die sehr häufig mit neurologischen Ausfällen einhergeht.
Genant-Klassifikation
- Sharif S et al., J Neurosurg Sci 2022; 66(4):311–326. doi: 10.23736/S0390-5616.22.05642-9
- Imamudeen N et al., Clin Med Res 2022; 20(2):95–106. doi: 10.3121/cmr.2021.1612
- Dai C et al, J Orthop Surg Res 2022; 17(1):161. doi: 10.1186/s13018-022-03038-z
- Pieroh P et al., Global Spine J 2023; 13(1_suppl):59S-72S. doi: 10.1177/21925682221130048