7. Juni 2023Impfung gegen Gürtelrose

Öffentliche Finanzierung der Herpes-Zoster-Impfung gefordert

Während die Bevölkerung Österreichs immer älter wird, steigt auch die Inzidenz des Herpes Zoster. Dass inzwischen eine wirksame Impfung zur Verfügung steht, wissen viele Menschen nicht. Und dass die Kosten dafür von den Krankenkassen nicht übernommen werden, hält einige, die Bescheid wissen, davon ab, sich impfen zu lassen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht spräche vieles dafür, die Impfung gratis anzubieten.

Herpes-Zoster-Ausschlag
franciscodiazpagador/GettyImages

In Österreich erkranken jährlich 30.000–40.000 Menschen an Gürtelrose. Insgesamt ist jeder/jede Dritte mindestens einmal im Leben von dieser schmerzhaften Nervenentzündung betroffen. Besonders stark steigt die Inzidenz mit dem Alter und auch der Schweregrad korreliert mit fortschreitenden Lebensjahren. Jährlich führt die Erkrankung somit zu fast 20.000 Spitalstagen.

Während neun von zehn Österreicherinnen und Österreichern schon einmal von Gürtelrose gehört haben, weiß nur rund ein Drittel, dass es inzwischen eine gut wirksame Impfung dagegen gibt. Zugelassen ist die Impfung für Personen ab 50 Jahren sowie Personen mit bestimmten Vorerkrankungen ab 18 Jahren. Auch im österreichischen Impfplan wird die Herpes-Zoster-Impfung klar empfohlen.

Impfung in Österreich nicht rückerstattet

Einer der Gründe, warum die Impfung in der Bevölkerung noch nicht ausreichend angenommen wird, sind die relativ hohen Selbstkosten. Denn die Herpes-Zoster-Impfung wird von den österreichischen Krankenkassen bis jetzt nicht rückerstattet. Und das, obwohl volkswirtschaftlich alles dafür sprechen würde, dass die Kosten von der öffentlichen Hand getragen werden.

Zurzeit werden nur die direkten Kosten der Erkrankung für die Berechnungen zur Rückerstattung miteinbezogen. „Allerdings sind indirekte Kosten, wie z.B. Kosten durch Produktivitätsverluste infolge von Krankenständen, aus volkswirtschaftlicher Sicht auch miteinzuberechnen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung. Weiters muss auch die geminderte Lebensqualität der Betroffenen berücksichtigt werden.

Schlaganfallrisiko durch Gürtelrose drastisch erhöht

Ein weiterer Punkt, der aus der Sicht der Wirtschaft, aber auch auf persönlicher Ebene eine wichtige Rolle spielt, ist die Korrelation zwischen einer Herpes-Zoster-Erkrankung und dem Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Mehrere Studien haben gezeigt, dass das Schlaganfallrisiko einen Monat nach einer Gürtelrose um 80% erhöht ist. Ein Jahr nach der Erkrankung ist die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, immer noch um 20% höher. „Wären alle Menschen ab 50 Jahren in Österreich gegen Herpes Zoster geimpft, könnten in den nächsten zehn Jahren 340 Schlaganfälle vermieden werden“, erläutert Helmenstein.

Zu wenig präventive Maßnahmen

Laut Helmenstein wird in Österreich prinzipiell zu wenig in präventive Maßnahmen investiert (83 Euro pro Kopf) und liegt damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt (102 Euro pro Kopf). „Da die Bevölkerung Österreichs allerdings weiterwächst, dabei aber immer älter wird, können wir nur durch Vorbeugung und Vermeidung von Erkrankungen die Belastung des Gesundheitsbudgets reduzieren“, so Helmenstein.

Pressegespräch „Volkswirtschaftliche Bedeutung der Gürtelrose-Impfung“, Wien, 6.6.23