30. Jän. 2024Österreichisches Netzwerk gegen Krebs

Austrian Comprehensive Cancer Network (ACCN) gegründet

Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Österreich. Jährlich wird bei über 44.000 Menschen eine Tumorerkrankung diagnostiziert. Diese Zahl wird jedoch in den nächsten Jahren auch aufgrund der demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft steigen. Um dem entgegenzuwirken und die österreichische Krebsforschung weiter voranzutreiben, haben sich nun die drei großen universitären Comprehensive Cancer Center (CCC) Österreichs zu einem Netzwerk zusammengeschlossen.

MedTriX/Unger

Der Zusammenschluss der Comprehensive Cancer Center in Graz, Innsbruck und Wien zum Austrian Comprehensive Cancer Network (ACCN) soll die bestehende Zusammenarbeit der Zentren auf ein neues Level heben. Gleichzeitig soll es durch die Vereinheitlichung von Abläufen auf nationaler Ebene allen Krebspatientinnen und -patienten in Österreich möglich sein, die beste und innovativste Behandlung zu erhalten.

„Krebs ist immer noch eine Erkrankung, die mit sehr viel Leid einhergeht, trotz all der Fortschritte, die wir gemacht haben. Und es stehen erschreckend hohe Zahlen vor uns – eine Lawine. Deshalb haben wir das ACCN gegründet, um gemeinsam neue Maßstäbe zu setzen im Kampf gegen Krebs“, erklärt Univ. Prof. Dr. Shahrokh Shariat, Leiter des CCC Vienna und Leiter der Universitätsklinik für Urologie von Medizinischer Universität Wien und AKH Wien.

Europäische „Mission Cancer“

Die Mission des ACCN ist es, eine qualitativ hochwertige, wirksame, patientenzentrierte, nachhaltige und zugängliche Krebsversorgung in Österreich zu ermöglichen. Dies soll durch die Vernetzung von lokalen Strukturen gelingen und die Spitzenmedizin in der Onkologie für die Menschen weiter vorantreiben.

Auch um größere europäische Forschungsmittel kann mittels des neu gegründeten Netzwerks angesucht werden. Die Europäische Union fördert mit ihrer sogenannten „Mission Cancer“ genau solche Strukturen, die auf nationaler Ebene eine bessere Vernetzung erlaubt – sowohl im Bereich der Patientenbehandlung als auch im Bereich der Forschung. Ein Ziel der „Mission Cancer“ ist es, bis 2030 insgesamt 3 Millionen Leben zu retten.

„Österreich ist eines der wenigen Länder, das in der Lage ist, solch ein Leuchtturmprojekt bereits jetzt umzusetzen“, so Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Er sieht in dem Zusammenschluss einen wichtigen Schritt für die österreichische Krebsforschung.

Zudem wurde in Österreich unter dem gemeinsamen Vorsitz des Wissenschaftsministeriums und des Gesundheitsministeriums eine eigene Mission Cancer Action Group der beiden Ministerien gegründet, berichtet der Bundesminister. Nicht nur medizinische und wissenschaftliche Themen stehen im Zentrum dieser Action Group, ebenso wurden Pflegeaspekte, Patientenvertretungen und Gesundheitsökonomen in dieser Action Group integriert.

Leben retten und Lebensqualität verbessern

Ein wichtiges Ziel des ACCN ist es, durch verbesserte Diagnostik und Therapie das Überleben und die Lebensqualität betroffener Menschen zu sichern und den Zugang zu einer Behandlung zu garantieren. Dies soll unter anderem durch eine engere Zusammenarbeit der Grundlagenforschung und der Kliniken erreicht werden. „Die CCCs Österreichs sind nun gefragt, klinische relevante Fragen mit Grundlagenforscherinnen und -forschern zu teilen und damit die Translation in die Klinik zu fördern“, so Univ. Prof. Dr. Philipp Jost, Leiter des CCC in Graz.

Ein weiterer Schwerpunkt soll auf der Prävention und Früherkennung von Tumorerkrankungen liegen. Denn 40–50% aller Krebserkrankungen wären vermeidbar.

Für die Einführung eines „Cancer Survivorship Passport“, wie es ihn für Personen, die in ihrer Kindheit von hämato-onkologischen Erkrankungen betroffen waren, bereits gibt, möchte sich Univ. Prof. Dr. Dominik Wolf, Leiter des CCC in Innsbruck einsetzen. Dieser könnte Überlebende unter anderem dabei unterstützen, Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Nicht zuletzt soll mithilfe des neuen Netzwerks auch die Schnelligkeit und Kosteneffizienz bei der Umsetzung von klinischen Studien gesteigert werden.

Quelle: Pressegespräch: Gründung des Austrian Comprehensive Cancer Network (ACCN); Wien, 30.1.2024