19. Sep. 2024Fall der Woche

IBD nach aSCT aufgrund von TIM-3-Mutation des Donors

Das Auftreten einer entzündlichen Darmerkrankung (IBD) nach einer allogenen Stammzelltransplantation (aSCT) wurde bisher nur selten beobachtet. Kürzlich wurde jedoch der erste Fall beschrieben, bei dem eine durch die Stammzellübertragung „eingeschleppte“ HAVCR2-Mutation der Blutzellen zu einer IBD beim Rezipienten führte.

Mann hat Bauchschmerzen und hält sich den Bauch.
Foto: sebra/AdobeStock

Gegenwärtig werden Funktionsgewinn- oder -verlustmutationen immunbezogener Gene bei Stammzellspendern nicht untersucht. In Bezug auf entzündliche Darmerkrankungen (IBD) sind mehr als 100 angeborene genetische Veränderungen bekannt, die zur Entwicklung der Erkrankung beitragen könnten. Der Einfluss dieser Genveränderungen wird als gering bis moderat eingeschätzt, könnte aber bei immunmodulierenden Einflüssen wie einer Transplantation zum Tragen kommen. Wobei eine aSCT für Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Malignomen grundsätzlich sogar kurativ eingesetzt werden kann und eine potenziell vorteilhafte Behandlungsoption für einen therapierefraktären Morbus Crohn darstellt. Im Gegensatz dazu blieb die Pathogenese einer Post-aSCT-IBD bisher unklar, was den kürzlich beschriebenen Fall eines Schweizer Patienten, der nach einer Transplantation eine fulminante entzündliche Darmerkrankung entwickelte, besonders interessant macht.

Männlicher Patient mit T-Zell-Leukämie

Der 50-jährige männliche Patient erhielt im August 2012 aufgrund einer promyelozytären T-Zell-Leukämie eine Transplantation mit Stammzellen einer nicht verwandten gesunden Spenderin. Die Konditionierung erfolgte nach dem BEAM-Fludarabin-2Gy-Ganzkörperbestrahlungsprotokoll in Kombination mit Anti-Thymozyten-Globulin. Der Verlauf nach der Transplantation wurde durch eine akute GvHD kompliziert, die in geringem Ausmaß auch den Darm betraf, jedoch durch die Verabreichung von Alemtuzumab (Anti-CD52) gut unter Kontrolle gebracht werden konnte.
Ein Jahr danach wurde eine Exazerbation der Haut-GvHD dokumentiert, woraufhin eine verstärkte Immunsuppression mit systemischen Steroiden und extrakorporaler Photopherese für 6 Monate erfolgte, gefolgt von einer Behandlung mit dem Januskinase (JAK)-Inhibitor Ruxolitinib. 2 Jahre nach der Transplantation wurde die GvHD insgesamt als moderat eingestuft und die immunsuppressive Behandlung abgesetzt. Die mehrfach durchgeführten Chimärismus-Analysen zeigten einen 100%igen Spendernachweis.

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