Myelodysplastisches Syndrom (MDS): genauer beschreiben, besser behandeln
Der diesjährige Hybrid-Kongress der European Hematology Association (EHA) brachte in Wien Forscher aus Fakultäten der ganzen Welt zusammen. Ein bedeutendes Thema dabei waren die Myelodysplastischen Syndrome (MDS), wobei insbesondere die präzise Diagnostik und eine neue molekulargenetische Klassifikationsmethode im Rampenlicht standen.
Dem Thema Myelodysplastische Syndrome (MDS) widmeten sich mehrere Vorträge. MDS sind Erkrankungen einer oder mehrerer hämatopoetischen Stammzellreihen und mit einem erhöhten Risiko der Entartung zu einer akuten myeloischen Leukämie (AML) assoziiert. Je nach betroffener Zellreihe kann es zu Symptomen der Anämie, Thrombozytopenie oder Immundefizienz in unterschiedlichen Kombinationen kommen. MDS zählen zu den häufigsten hämatologischen Erkrankungen und präsentieren sich sowohl klinisch als auch in ihrem Verlauf sehr unterschiedlich, weshalb die genaue Spezifikation mittels neuester diagnostischer Methoden zusehends in den Fokus des Interesses rückt.1 Hierbei hat in den letzten Jahren besonders die Molekulargenetik an Bedeutung gewonnen.
Fine-Tuning im Scoring-System
Ein Highlight des diesjährigen Kongresses war die Präsentation zu einer möglichen Ausweitung des derzeitigen Goldstandards zur Risikoklassifikation Myelodysplastischer Syndrome mittels Einbeziehung zusätzlicher molekulargenetischer Daten. Das neue Molecular International Prognosis Scoring System (IPSS-M) war Ende letzten Jahres am amerikanischen Hämatologie-Kongress (ASH 2021) erstmals einem breiten wissenschaftlichen Publikum vorgestellt worden. Nun wurden die Ergebnisse der von Dr. Elsa Bernard, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei den Memorial Hospital Research Laboratories, geleiteten Arbeit zeitgleich zur entsprechenden Präsentation in der Plenar-Sitzung am EHA auch im „New England Journal of Medicine“ publiziert.2