Alle Heime und Gefängnisse regelmäßig auf COVID-19 testen?
Strategien zur Infektionskontrolle stützen sich in der Regel auf das frühe Erkennen von Erkrankten, um die Ausbreitung einzudämmen. Auf diese Weise ließ sich der SARS-CoV-1-Ausbruch im Jahr 2003 innerhalb von acht Monaten kontrollieren, schreiben Prof. Dr. Monica Gandhi und Kollegen vom Department of Medicine der University of California.1 Das Virus hatte bis zu diesem Zeitpunkt insgesamt etwa 8.100 Menschen infiziert. Im Fall von SARS-CoV-2 zeigen die bewährten Strategien jedoch nicht die gewünschte Wirkung. Denn der Erreger kann auch von Infizierten übertragen werden, die (noch) asymptomatisch sind. Das verdeutlicht ein Bericht über ein Pflegeheim in King County, Washington, von Melissa M. Arons und Kollegen, Centers for Disease Control (CDC) and Prevention COVID- 19 Emergency Response.2
Am 1. März wurde ein Mitarbeiter der Einrichtung positiv auf SARS-CoV-2 getestet. 23 Tage später konnte die Infektion bei 57 der 89 Bewohner (64%) nachgewiesen werden. Davon wiesen 27 zum Zeitpunkt der Testung noch keinerlei Symptome auf. Dennoch trugen sie wahrscheinlich maßgeblich zur weiteren Verbreitung des Erregers in der Einrichtung bei, schreiben die Autoren. 24 der zuerst beschwerdefreien Patienten entwickelten im weiteren Verlauf noch Krankheitszeichen, drei der Infizierten blieben asymptomatisch. Bis 3. April mussten insgesamt elf Heimbewohner stationär aufgenommen werden, 15 verstarben. Das entspricht einer Mortalität von 26%.