Verdoppelte Chemotherapie-Wirkung bei therapieresistentem Krebs
Ein Team der Northwestern University hat eine neuartige Methode entwickelt, um die Wirksamkeit von Chemotherapie deutlich zu steigern.

Statt Krebszellen direkt zu zerstören, verhindert die Strategie deren Fähigkeit, sich an Behandlungen anzupassen – ein entscheidender Schritt bei resistenten Tumoren.
Im Zentrum der Entdeckung steht die sogenannte Chromatin-Architektur – die räumliche Organisation des genetischen Materials innerhalb einer Zelle. Diese Struktur beeinflusst nicht nur, welche Gene aktiv sind, sondern auch, wie Zellen Informationen speichern und auf Stress reagieren. Eine gestörte Chromatinstruktur macht Krebszellen besonders anpassungsfähig und somit resistent gegen Behandlungen wie Chemo- oder Immuntherapien.
Das Forschungsteam um Prof. Vadim Backman entwickelte ein physikbasiertes Computermodell, das vorhersagt, wie sich Chromatin-Packung auf das Überleben von Krebszellen unter Chemotherapie auswirkt. Statt neue Medikamente zu entwickeln, identifizierten die Wissenschaftler bestehende Wirkstoffe, die die Chromatinstruktur gezielt beeinflussen können. Dabei stießen sie auf Celecoxib, ein bereits zugelassenes Entzündungshemmer, der auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt wird.
In Laborexperimenten und einem Mausmodell für Eierstockkrebs konnte die Kombination von Celecoxib mit dem Chemotherapeutikum Paclitaxel die Anpassungsfähigkeit der Krebszellen deutlich verringern. Die Wirksamkeit der Chemotherapie verdoppelte sich – bei reduzierter Tumorbildung. Diese sogenannte „Transcriptional Plasticity Regulation“ (TPR) könnte künftig eine neue Medikamentenklasse begründen, die die Krebsbehandlung effektiver und nebenwirkungsärmer macht.
Die Studienautoren betonen zudem das große Potenzial der Methode für andere Erkrankungen. Viele komplexe Krankheiten – etwa neurodegenerative Erkrankungen – könnten durch fehlerhafte „zelluläre Erinnerungen“ entstehen. Die gezielte Modulation der Chromatinstruktur könnte es ermöglichen, Zellen zu ihrer ursprünglichen Funktion zurückzuführen.