15. Mai 2019

Kamele als Hoffnung für Pollenallergiker

Nahaufnahme eines Baumastes, von dem Pollen wegfliegen.
Foto: gettyimages/Alkimson

MedUni-Wien-Forscher wollen Kamele mit Pollenallergenen immunisieren, um spezielle Antikörper für die passive Behandlung von Pollenallergien zu gewinnen. (Pharmaceutical Tribune 9/19)

In der Allergieforschung gibt es immer wieder spannende Ansätze: Wissenschaftler der MedUni Wien haben das Ziel, Kamele mit Pollenallergenen zu immunisieren. Aus dem Blut sollen dann schwere Einzelketten- Antikörper gewonnen werden. Warum man ausgerechnet auf Kamele kommt, erklärt Assoc. Prof. Dr. Sabine Flicker, Leiterin der Antikörper-Arbeitsgruppe am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien: „Kamele haben die seltene Eigenschaft, Antikörper zu produzieren, die aus nur einer Kette bestehen.“ Die aus dem Kamelblut mittels „Nanobody-Technologie“ gewonnenen Einzelketten-Antikörper würden auf ihre Wirksamkeit getestet, spezifische Immunglobuline E-Antikörper (IgE) daran zu hindern, an Allergene zu binden und somit die Auslösung einer Pollenallergie zu unterdrücken.

Nanobody-Technologie

Die Nanobody-Technologie komme zum ersten Mal für die Erzeugung von Allergen-spezifischen Antikörpern zum Einsatz. Damit solle eine große Anzahl dieser Antikörper generiert werden können, „die Nanobody-Technologie präsentiert somit eine deutliche Verbesserung der bisher verwendeten Methoden, rekombinante monoklonale Antikörper zu gewinnen“, sagt Flicker, Leiterin des vom Wissenschaftsfonds FWF und von der Russischen Stiftung für Grundlagenforschung RFBR bewilligten Kooperationsprojekts. Die Einzelketten-Antikörper könnten als rekombinante Proteine im Labor hergestellt und getestet werden. „Jene Einzelketten-Antikörper, die IgE-Bindung an Allergene verhindern, fungieren praktisch als Stoppschild für die Allergie.“ Freilich wird es noch dauern – in acht bis zehn Jahren könnten die neuen Erkenntnisse zu einer lokalen Behandlung in Form eines Nasensprays oder Augentropfen gegen saisonale Pollenallergien führen, hoffen die Forscher.