Ein aus für die Quarantäne?
Es ist Sommer, und entgegen der Annahme, dass es eine Saisonalität für das verflixte C-Virus gibt, brechen die Zahlen der Neuinfektionen durch die Decke, fischen wir täglich wieder vier bis sechs Personen positiv getestet heraus und werden die Diskussionen auf Social Media bezüglich der Maskenpflicht in Öffis und Apotheken wieder frecher. Als ob es uns Spaß machen würde, das Ding den ganzen Tag aufzuhaben! Aber bei der Mehrheit gibt es Gott sei Dank noch so etwas wie einen Hausverstand – wir wissen, dass es nicht vorbei ist, dass es sich vielleicht sogar gemütlich auf Dauer bei uns eingenistet hat, das C-Dings. Eigentlich mag ich ja gar nicht mehr über Corona schreiben, aber es ist halt auch an der Tara ein Dauerbrenner.
Mitten in diese Situation hinein platzt die Verordnung um eine Aufhebung der Quarantäne. Ernsthaft? Nicht nur als Gesundheitsdienstleisterin, auch als betroffene Mutter einer Risikopatientin und Ehefrau eines Risikopatienten sowie als PatientInnenvertreterin einer sehr vulnerablen Gruppe läuten bei mir alle Alarmglocken.
Weil die Ausfälle in der Wirtschaft wie jüngst nicht mehr hinzuzunehmen sind, ist die Quarantänepflicht gefallen. Es sind leider nicht mehr nur die üblichen kurzsichtigen Verdächtigen, die das forderten, aber mein Vertrauen in meine Stadt bleibt einstweilen aufrecht. „Wien ist eben anders“, grinsen mir LandbewohnerInnen manchmal ironisch ins Gesicht. „Gott sei Dank!“, kann ich da nur lächelnd erwidern. Und ja, es ist auch etwas anderes, in einer fast Zwei-Millionen-Stadt zu leben als auf dem Land mit einem Einfamilienhaus mit Garten drumherum, wo ich zu den NachbarInnen immer gebührend Abstand halten könnte. Außerdem wütete auch in diesen Gegenden Corona zwischendurch wie ein Berserker, gab es Tote zu beklagen.
Abgesehen davon, dass ich ernsthaft daran zweifle, dass Infizierte ohne Symptome sich an ihrer Arbeitsstätte uneingeschränkt an die Maskenpflicht halten, stellt sich mir die Frage: Sollten wir nicht überhaupt gelernt haben, dass man einfach zu Hause bleibt, wenn man krank ist? Schon immer fand ich es nicht gerade nächstenliebend, wenn KollegInnen mit laufender Nase oder bellendem Husten sich für unentbehrlich hielten und lieber andere MitarbeiterInnen ansteckten, als sich einfach auszukurieren.