Regelmäßiger Lachgasmissbrauch: Muskelschwäche sowie Herz- und Hirnschädigungen
In den letzten Jahren wird das Inhalieren von Lachgas (Distickstoffmonoxid: N2O), um sich zu berauschen, in Europa immer beliebter. Bereits im Jahr 2022 warnte das European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) vor der zunehmenden Verbreitung dieser meist frei verkäuflichen psychoaktiven Substanz in Europa.
Dem EMCDDA zufolge wird Distickstoffmonoxid vor allem von jungen Menschen, darunter auch Teenager, konsumiert. „Distickstoffmonoxid wirkt bei regelmäßigem und starkem Gebrauch als Nervengift. Dabei spielt die irreversible Inaktivierung von Vitamin B12 im Körper eine wichtige Rolle. Dieses Vitamin ist u.a. wichtig für die Nerven. Nervenschäden machen sich u.a. in Missempfindungen, Muskelschwäche, Gleichgewichtsverlust und anderen motorischen Störungen bis hin zu Lähmungserscheinungen bemerkbar. Das Einatmen des Gases führt zudem zu Sauerstoffmangel (Hypoxie). Wiederholter Gebrauch kann deshalb eine Reihe von Schäden verursachen. Dazu gehören Hirnschäden, Störungen der Blutbildung (Anämie) oder Blutgerinnseln (Thrombosen) sowie Herzinfarkte“, erklärt Dr. Holger Förster, der die Arbeitsgruppe Jugend- und Sportmedizin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde mit Mag. DDr. Werner Schlegel leitet.
In Frankreich, Dänemark und in den Niederlanden berichteten Giftnotrufzentralen vermehrt von Vergiftungsfällen durch dieses Gas. „In den ersten Minuten löst Lachgas kurzzeitig Glücksgefühle, Entspannung, Ruhe und Losgelöstheit aus. Die Popularität von Distickstoffmonoxid erklärt sich aus seiner leichten Verfügbarkeit, seinem niedrigen Preis, seiner kurzlebigen Wirkung und der Annahme, dass es harmlos sei. Deshalb ist Aufklärung wichtig“, so Dr. Förster, der eine Ordination in Salzburg führt. Normalerweise dienen kleine N2O-Kartuschen dazu, Schlagsahne zu erzeugen oder um Luftballons aufzublasen.
Selbst geringer Konsum nicht ohne Risiken
In der Regel füllen Nutzer*innen das Distickstoffmonoxid in einen Ballon, um Gas zu erwärmen und den Druck vor dem Einatmen zu normalisieren. Das Gas kann mit einer Maske oder Plastiktüte über dem Kopf eingeatmet werden. „Häufige Nebenwirkungen des Konsums kleiner Mengen sind Schwindel, Benommenheit, Orientierungslosigkeit, Kopfschmerzen und ein allgemeines Kribbeln. Übelkeit und Ohnmacht können ebenfalls auftreten, ebenso wie vorübergehender Koordinations- und Gleichgewichtsverlust. Ein vorübergehender Sauerstoffmangel kann Krampfanfälle verursachen. In einigen Fällen erbrechen Lachgas-Konsument*innen. Bei vermindertem Bewusstsein besteht dann die Gefahr, dass Erbrochenes in die Lunge gelangt“, beschreibt Dr. Förster die Folgen.
Wer das Gas direkt aus den Kartuschen nutzt, hat ein extrem hohes Risiko für schwere Kälteverbrennungen und Lungenverletzungen. Das Gas gefriert, wenn es aus diesen Behältern freigesetzt wird (−40 bis −55 °C). Innerhalb von Sekunden kann es Nase, Lippen, Mund, Rachen, Stimmbänder und Lunge ‚verbrennen‘. In einigen Fällen kann die Schwellung die Atemwege lebensbedrohlich verschließen. Das Gas steht auch unter hohem Druck und kann beim direkten Einatmen das Lungengewebe zerreißen.
An manchen Orten in Österreich bieten 24-Stunden-Automatenshops die bunten größeren Kartuschen mit verschiedenen Geschmacksrichtungen an. Größere Zylinder lösen leichter Erfrierungen und Lungenverletzungen aus.
Weitere aktuelle Informationen rund um das Thema "Kindergesundheit" finden Sie auf der Internetseite der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) für Eltern und Interessierte unter www.kinderaerzte-im-netz.at.
- Aschermeyer F. Partydroge Lachgas in Linzer Automatenshops. Mein Bezirk, 06.06.2024.
https://www.meinbezirk.at/linz/c-lokales/partydroge-lachgas-in-linzer-automatenshops_a6731781 - Einsiedler M, Voulleminot P, Demuth S et al. A rise in cases of nitrous oxide abuse: neurological complications and biological findings. J Neurol 2022; 269: 577–582.
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