Biotin: Ein Vitamin nicht nur für Haut und Nägel

Biotin gehört zur Gruppe der B-Vitamine und wird auch als Vitamin B7 oder H (H für Haut) bezeichnet. Für Haut und Haare wird es bekanntlich angewendet, dabei hat es noch viele andere Funktionen in unserem Körper. Ein Mangel kommt häufig vor und äußert sich unter anderem in Veränderungen der Haut und Nägel.
Physiologie
Biotin kommt in den meisten tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor, jedoch in geringer Konzentration. Über die Nahrung aufgenommenes Biotin ist meist proteingebunden, wobei während der Verdauung biotinhaltige Peptide, wie das Biocytin, entstehen. Dieses wird durch das ubiquitär vorkommende Enzym Biotinidase gespalten. Oral aufgenommen, erfolgt die Resorption im oberen Dünndarm. Im Blut ist es zu 80% plasmaproteingebunden und die Elimination erfolgt über Urin und Fäzes.
Biotin dient vielen Enzymen als prosthetische Gruppe und ist daher wichtig für Carboxylierungs- und Decarboxylierungsreaktionen. Es ist wichtig für die Gluconeogenese, Lipogenese und Fettsäuresynthese, weiters auch für die De-novo-Synthese von DNA- und RNA-Molekülen. Es hat eine stimulierende Wirkung auf die Glucokinase, wodurch die Glykogensynthese gesteigert wird und somit auch die Insulinsekretion.
In den Haaren und Hautanhangsgebilden bewirkt Biotin den Einbau von schwefelhaltigen Aminosäuren, wodurch mehr Kreatin-Matrix-Proteine produziert werden und die Stabilität von Haut, Nägeln und Haaren gesteigert wird.
Weiters stimuliert es die Differenzierung von epidermalen Zellen, wodurch schuppende, trockene Haut und Ekzeme gelindert werden können.1,2
Health Claims
Für Biotin sind folgende Health Claims beschrieben:3
- Trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
- Trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei
- Trägt zu einem normalen Stoffwechsel von Makronährstoffen bei
- Trägt zur normalen psychischen Funktion bei
- Trägt zur Erhaltung normaler Haare bei
- Trägt zur Erhaltung normaler Schleimhäute bei
- Trägt zur Erhaltung normaler Haut bei
Mangel
Um einen Biotinmangel festzustellen, bedarf es an einer Messung des Biotins im Serum. Von einem Mangel spricht man ab Werten <200 µg/l. Eine Biotin-Hypovitaminose äußert sich hauptsächlich in trockener, schuppiger Haut, Haarausfall, brüchigen und rissigen Nägeln. Weiters kann es zu Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit oder auch Muskelschmerzen und Neuropathien kommen.1,2
CAVE
Biotin ist hitze- und UV-lichtempfindlich. Am besten werden Biotin-Präparate an einem dunklen und kühlen Ort gelagert.1
Quellen:
- Mikronährstoff-Coach: Wien, Österreich: Verlagshaus der Ärzte, 2020
- Gröber, Uwe: Mikronährstoffe: Metabolic Tuning – Prävention – Therapie; mit 134 Tabellen, 3. Aufl., Weinheim, Deutschland: Beltz Verlag, 2011.
- Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission vom 16. Mai 2012
- Gröber, Uwe: Arzneimittel und Mikronährstoffe – Medikationsorientierte Supplementierung, 4. Aufl., Stuttgart, Deutschland: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2018
Steckbrief
Vorkommen
Biotin kommt in so gut wie allen Lebensmitteln in geringer Konzentration vor. Höhere Konzentrationen an Biotin findet man in Eigelb, Hefe, Innereien, Sojabohnen, Reiskleie und Haferflocken.1,2
Erhöhter Bedarf
In Schwangerschaft und Stillzeit, Wachstum, Alter, bei Darmdysbiosen, Alkoholabusus, Rauchen, Einnahme bestimmter Medikamente.1,2
Eingesetzt bei1,2
- Brüchigen und rissigen Nägeln
- Zur Anregung des Haarwachstums und bei Haarausfall
- Trockener und schuppender Haut
- Seborrhoischer Dermatitis
Praxistipps
Patienten die über längere Zeit mit Antiepileptika therapiert werden, leiden meist an Biotin-Mangel, da dadurch die Resorption gehemmt und die Ausscheidung gefördert wird.2
Aufnahme verbessern
Eingenommen wird Biotin am besten vor oder zu den Mahlzeiten. Die Tagesdosis sollte dabei nicht auf einmal eingenommen werden.1,4
Tagesbedarf / Umrechnung
Die empfohlene Zufuhr von Biotin laut D-A-CH für Jugendliche, Erwachsene, Schwangere und Stillende beträgt 30–60µg.
Biotin ist leicht toxisch, daher sollte man die empfohlene Tagesdosis einhalten. Selten kann es zu allergischen Hautreaktionen kommen.1,2