Ein Duo für geistige Aktivität

Viele Menschen haben zusammen eine Idee, die durch Symbole auf Würfeln auf Holzhintergrund symbolisiert wird
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Die beiden Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin sind Ausgangssubstanzen verschiedener Katecholamine, die für die geistige Leistungsfähigkeit interessant sind.

Physiologie: Phenylalanin ist eine essenzielle Aminosäure, die in der Leber in Tyrosin umgewandelt wird. Tyrosin selbst ist semiessenziell, da es nur bei Vorliegen von Lebererkrankungen und Stoffwechselstörungen nicht aus Phenylalanin synthetisiert werden kann und dann essenziell wird.
Aus Tyrosin werden wichtige Neurotransmitter wie Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin synthetisiert. Dazu sind eine Reihe an Cofaktoren wie die B-Vitamine 6, 12 und Folsäure, Magnesium, Kalzium, Eisen, Kupfer und Vitamin C erforderlich. In Stresssituationen sind einige dieser Mikronährstoffe nur in unzureichender Menge vorhanden. Außerdem konnte in Studien gezeigt werden, dass Symptome geistiger Erschöpfung unter Tyrosinsubstitution deutlich geringer sind.
Tyrosin ist die Vorläufersub­stanz der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Triiodthyronin, des Hautpigments Melanin und des im Energiestoffwechsel notwendigen Coenzyms Q10.

Health Claim: Für Phenylalanin und Tyrosin liegen keine gesonderten Health Claims vor.

Steckbrief

Phenylalanin und Tyrosin

Enthalten in Sojabohnen, Parmesan und Emmentaler, Erdnüssen und Mandeln, Rind- und Kalbfleisch, Thunfisch und Kabeljau sowie Hühnerei. Bedarf im Auge behalten!

  • Ausreichende Zufuhr proteinreicher Nahrungsmittel und damit von Phenylalanin und Tyrosin.
  • Lebererkrankungen können die physiologische Umwandlung von Phenylalanin in Tyrosin mindern. Tyrosin wird essenziell und muss zugeführt werden.
  • Frühgeborene und zum Teil Neugeborene können Phenylalanin nur unzureichend in Tyrosin umwandeln.
  • Phenylketonurie ist gekennzeichnet durch …
    … das Fehlen bzw. die verminderte Aktivität des Enzyms Phenylalanin-Hydroxylase.
    … die Störung des Cofaktors Tetrahydrobiopterin.
    … die Anhäufung von Phenylalanin. Tyrosin wird essenziell.
    … die Notwendigkeit einer lebenslangen phenylalaninarmen Spezialdiät.

Vorsicht! Phenylalanin und Tyrosin dürfen nicht an Schwangere, stillende Frauen, Personen mit vererbter Phenylketonurie, Schizophrene und Personen mit Hypertonie verabreicht werden.

Praxistipps

Depressive Patienten können möglicherweise von Phenylalanin und Tyrosin profitieren, da es sich bei diesen um die Vorläufersubstanzen wichtiger Botenstoffe im Gehirn handelt.
Patienten mit chronischen Schmerzen könnten ihre Therapie optimieren. Als Wirkungsmechanismus wird die durch Phenylalanin verminderte Aktivität des Enzyms Enkephalinase diskutiert. Dadurch werden die körpereigenen, schmerzstillenden Endorphine langsamer abgebaut.
Parkinson-Patienten, die vor einer Therapie mit L-Dopa frühzeitig Tyrosin einnahmen, zeigten in Beobachtungsstudien eine Verbesserung in der Symptomatik. Weniger Appetit und Hungergefühl könnten sich bei optimaler Versorgung mit Phenylalanin und Tyrosin einstellen. Dadurch werden die Dopaminspiegel angehoben, die möglicherweise Einfluss nehmen.
Der tägliche Bedarf an Phenylalanin plus Tyrosin liegt zwischen 14 und 33 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Das ergibt für eine 70 kg schwere Person etwa 1,5 g. Supplementiert werden zwischen 200 mg und 6 g. In höheren Dosierungen ist allerdings mit Kopfschmerzen und Unruhe zu rechnen.