L-Arginin für gesunde Gefäße
Für die Entdeckung von NO gab es 1998 den Medizin-Nobelpreis – seit damals ist sein Ausgangsstoff L-Arginin als Gefäßschützer bekannt. Doch die Aminosäure kann noch mehr. (Pharmaceutical Tribune 15/2018)
Physiologie: L-Arginin ist eine semiessenzielle Aminosäure und wird unter physiologischen Bedingungen zum größten Teil durch Proteolyse aus Körperproteinen hergestellt. Fünf bis 15 Prozent werden über die De NovoSynthese im Harnstoffzyklus der Leber bereitgestellt. L-Arginin hat eine Schlüsselstellung bei der Entsorgung von überschüssigem Stickstoff und der Entgiftung von Ammoniak, der im Rahmen des Eiweißabbaus entsteht. Andererseits ist L-Arginin wichtig für den Aufbau von körpereigenem Eiweiß und auch Creatin, das für kurzdauernde Muskelaktivitäten Energie zur Verfügung stellt.
- Für die Gefäße ist L-Arginin als Ausgangssubstanz für die Bildung von Stickstoffmonoxid (= NO) enorm wichtig. Aus L-Arginin wird durch die endotheliale NO-Synthase NO freigesetzt, das bei der Regulierung des Gefäßtonus und der Durchblutung eine zentrale Rolle spielt. Dieser Effekt führt zur Anwendung von L-Arginin bei koronaren Herzerkrankungen, Arteriosklerose und Bluthochdruck sowie bei erektiler Dysfunktion.
- Die positive Wirkung auf das Immunsystem erfolgt über die Aktivierung der NO-Synthase
durch Entzündungs- und Infektmediatoren wie TNF-α. So kann dem Körper NO aus Arginin für die Infektabwehr zur Verfügung gestellt werden. - Auch auf die Glucoseverwertung und die Insulinsensitivität übt L-Arginin über NO-induzierende Effekte eine positive Wirkung aus.
- Nach Operationen und Verletzungen beschleunigt L-Arginin die Wundheilung, da es die Collagensynthese unterstützt. Außerdem steigert es die Ausschüttung von Wachstumshormon, Insulin, Prolactin und Glucagon.
Steckbrief
Vorkommen: Einen hohen Anteil an L-Arginin enthalten Nüsse, Sojaprodukte und Fisch. Besonders reich an L-Arginin sind Erdnüsse, Mandeln, Thunfisch, Garnelen, Schweinefleisch und Weizenkeime. Geringere Mengen finden sich in Huhn, Haferflocken und Hühnerei.
Symptome bei Mangel: Wundheilungsstörungen, Infektanfälligkeit, endotheliale Dysfunktion, Hyperammonämie.
Erhöhter Bedarf bei Säuglingen, Kleinkindern und Niereninsuffizienz sowie bei eiweißkatabolen Zuständen. Dazu zählen Operationen, Sepsis, Verbrennungen oder Polytrauma.
Praxistipps
- Da L-Arginin, so wie alle Aminosäuren, natürlicherweise immer in der L-Form vorkommt, sollte sie auch immer nur in dieser Form substituiert werden. Pro Tag gelten 3–6 g als ideal. Der OSL-Wert (= Observed Safe Level) gibt die Sicherheit von L-Arginin an und liegt bei 20 g pro Tag. Der NOAEL-Wert (No Observed Adverse Effect Level), bis zu dem keine signifikanten Nebenwirkungen auftreten, wurde von der FDA (= Food and Drug Administration) mit 42 g L-Arginin pro Tag festgelegt.
- Um die Verträglichkeit und Verwertbarkeit von L-Arginin zu optimieren, ist es günstig, die Tagesdosis auf mehrere Portionen über den Tag zu verteilen. Außerdem ist die Einnahme auf nüchternen Magen günstig, da so keine Konkurrenz mit dem Nahrungsprotein besteht.
- Da die langfristige hochdosierte Einnahme isolierter Aminosäuren wie Arginin den Plasmaspiegel anderer Aminosäuren herabsetzen kann, ist es wichtig, auf eine ausgewogene Aminosäure- bzw. Eiweißzufuhr zu achten.