Eiweißbaustein L-Lysin

Hand mit Stift zeichnet die chemische Formel von Lysin
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Physiologie: L-Lysin spielt im Proteinaufbau und als Bestandteil von Kollagen und Elastin eine entscheidende Rolle. Dabei ist es ein Teamplayer, denn neben L-Lysin sind auch die Aminosäuren L-Glycin und L-Prolin erforderlich. Um seiner Funktion gerecht zu werden, muss L-Lysin zu Hydroxylysin umgewandelt werden. Dazu sind das Enzym Lysylhydroxylase und die Co-Faktoren Vitamin C und Eisen notwendig. Läuft dieser Prozess problemlos ab, so wird die Stabilität des Kollagens erhöht. Dies wiederum wirkt sich positiv auf Blutgefäße, Haut, Knochen, Sehnen und Zähne aus, denn Kollagen ist deren wichtigster Faserbestandteil. Andererseits macht sich ein Mangel an Hydroxylysin als Bindegewebsschwäche bemerkbar. Interessant ist auch, dass beim Abbau von Kollagen das freiwerdende L-Lysin über die Nieren ausgeschieden wird. Ein krankhafter Kollagenstoffwechsel kann also über einen erhöhten Spiegel von L-Lysin im Harn nachgewiesen werden.

Health Claim: Für L-Lysin ist kein Health Claim zugelassen.

Ursachen des Mangels: Der Bedarf an L-Lysin von gesunden Erwachsenen liegt bei 30 mg/kg Körpergewicht. Für eine Person mit 70 kg sind das somit rund 2 g täglich. Im Vergleich dazu braucht ein Baby im Alter von sechs Monaten mehr als das Doppelte – nämlich 64 mg L-Lysin pro kg Körpergewicht. Diese Menge muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Pflanzliche Lebensmittel enthalten nur geringe Mengen an L-Lysin, weshalb bei veganer Ernährung die Gefahr einer unzureichenden Versorgung besteht. Ebenso gefährdet sind Personen mit einem erhöhten Verbrauch, wie das bei Leistungssportlern der Fall ist.

WW von L-Lysin mit Arzneimitteln
Es existieren nur vage Hinweise darauf, dass L-Lysin möglicherweise einen Einfluss auf die Blutgerinnung und einen blutzuckersenkenden Effekt haben könnte. In der Praxis ist daher die Überwachung der Blutgerinnung bei Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten, sowie des Blutzuckers bei Diabe­tikern empfehlenswert.

Steckbrief

Enthalten hauptsächlich in: Schweinefleisch, Rindfleisch, Thunfisch, Sardinen, Rotbarsch, Eiern, Käse (Parmesan), Hülsenfrüchten.

Symptome bei Mangel: Wachstumsstörungen, erhöhte Infektanfälligkeit.

Erhöhter Bedarf: Neugeborene, Kleinkinder, Leistungssportler, vegane Ernährung, Reduktionsdiäten, wiederkehrende Herpesinfektionen, große Wundflächen.

Praxistipps

  • In pflanzlichen Lebensmitteln wie Getreide und Kartoffeln ist L-Lysin oft nur in geringer Menge vorhanden und damit die biologische Wertigkeit, also die Qualität des Eiweißes, begrenzt. Verbessert werden kann diese, indem pflanzliche Lebensmittel mit Eiern und Milch kombiniert werden (ideal: Kartoffeln mit Spinat und Spiegelei).
  • Tierische Lebensmittel hingegen enthalten viel L-Lysin. Mit 100 g Steak werden mehr als 2 g L-Lysin aufgenommen
  • L-Lysin ist der physiologische Gegenspieler von L-Arginin. Bei Herpes labiales hemmt es die intestinale Aufnahme von L-Arginin ebenso wie die Synthese argininreicher Proteine. Diese Aminosäure würde das Virus aber für seine Replikation benötigen. Daher empfiehlt sich bereits bei leichtem Kribbeln auf den Lippen, das oft der Vorbote von Fieberblasen ist, die Aufnahme größerer Mengen L-Lysin (etwa 3 g). Gleichzeitig ist es hilfreich, Lebensmittel zu meiden, die besonders reich an Arginin sind. Dazu zählen Schokolade, Erdnüsse, Mandeln und Weizenkeime.