L-Methionin: Komplexer Stoffwechsel, große Wirkung

Frau in lässiger grauer Kleidung, die unter Verdauungsschmerzen leidet, hervorgehobene Vektorvisualisierung der Leber
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L-Methionin ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt. Seine aktive Form ist S-Adenosyl-Methionin.

Physiologie: Durch Übertragung der Adenosylgruppe von Adenosintriphosphat (ATP) auf Methionin entsteht S-Adenosyl-Methionin (SAM). Dem in beiden Molekülen enthaltenen Schwefel ist eine Vielzahl physiologischer Wirkungen zuzuschreiben. Sie sind wichtige Proteinbausteine, haben antioxidative Wirksamkeit und bilden mit Schwermetallen Komplexe (Ent­giftungsfunktionen in der Leber). SAM aktiviert die Bindung von Glu­tathion an körperfremde Substanzen und unterstützt so deren Ausscheidung. Die antioxidative Eigenschaft lässt eine Anwendung bei allen Erkrankungen erwarten, die mit oxidativem Stress in Zusammenhang stehen (z.B. Alzheimer-Demenz, Typ-2-Diabetes, chronisch entzündliche Erkrankungen; positive Ergebnisse bei Osteoarthritis).
SAM ist ein wichtiger Methylgruppengeber und für die Bildung von L-Carnitin, Cholin, Serotonin, Melatonin, Adrenalin, Noradrenalin und Acetylcholin wichtig. Bei Patienten mit Depressionen zeigt SAM positive Effekte. Es ist durch Methylierung auch am Abbau von Histamin beteiligt, was seinen Einsatz bei Allergien rechtfertigt.
Durch die Verstoffwechslung entsteht als Zwischenprodukt Homocystein und daraus die Aminosäuren L-Cystein und Taurin (Vitamin B6 als Cofaktor erforderlich).

Steckbrief

Praxistipps

  • L-Methionin kann bei rezidivierenden Harnwegsinfekten (HWI) den pH-Wert des Harns senken. Dafür ist Schwefelsäure verantwortlich, die beim Abbau von überflüssigem Methionin entsteht. Besonders wirksam ist dieser Effekt bei alkalisierenden Bakterienstämmen (z.B. Proteus).
  • Dosierungsempfehlungen: akute HWI: 3 g L-Methionin/Tag; rezidivierende HWI: 1,5 g L-Methionin/Tag.
  • Bei Langzeiteinnahme kann die Calciumausscheidung und damit das Risiko für Osteoporose erhöht werden (harnansäuernde Wirkung).
  • Bei Langzeiteinnahme von 5 g Methionin und mehr pro Tag kann Homocystein ansteigen. Daher auf eine ausreichende Versorgung mit den Vitaminen B6 und B12 sowie Folsäure achten.