17. Feb. 2013Diagnose einer Depression

Bei Männern wird die Depression schon mal übersehen

Den Einfluss des Geschlechts auf die Diagnose einer Depression untersuchte ein britischer Forscher in einer Studie: Er präsentierte rund 1200 Erwachsenen entweder ein weibliches („Kate“) oder ein männliches („Jack“) fiktives Studienobjekt. Beide beschrieben in nicht klinischer Weise identische Symptome einer Depression.

Bei weiblichem Geschlecht wird Depression häufiger diagnostiziert

Die Probanden sollten angeben, welchem der beiden Individuen sie eine Störung der psychischen Gesundheit attestieren und eine Behandlung anraten würden. Beide Geschlechter klassifizierten vor allem Kate als depressiv, Jack hatte eher bei den Frauen eine Chance auf die richtige Diagnose. Eine Empfehlung zur professionellen Hilfe bekam Kate vermehrt von Männern, Jack erhielt den Rat von beiden Geschlechtern mit gleicher Wahrscheinlichkeit.

Alle Teilnehmer, besonders aber Männer, schätzten Kates Fall als signifikant belastender und schwerer zu behandeln ein. Einig waren sie sich auch darüber einig, dass Kate deshalb mehr Sympathien verdient als Jack. Die Mär vom starken und unverwundbaren Mann scheint also in den Köpfen noch tief verwurzelt, mutmaßt der Autor.

Geschlechts-Stereotype bei Aufklärung berücksichtigen

Die Art, wie die Studienteilnehmer die „Testpersonen“ einschätzten, korrelierte mit ihren generellen Ansichten bezüglich Psychologen, Psychiatern und der Naturwissenschaften im Allgemeinen. Es sollten daher sowohl individuelle Differenzen als auch geschlechterspezifische Stereotype bei Initiativen zur Aufklärung über mentale Gesundheit berücksichtigt werden.

Quelle: Viren Swami, PLOS ONE 2012; 7: online first