Zartblühende Röschen bevorzugt!
Wanderungen entlang von Flussläufen und Bächen bringen Abkühlung und wirken inspirierend! Dort wo das indische Springkraut noch nicht extensiv wuchert, blüht im Sommer zartrosa das heimische Weidenröschen in klein- und großblütiger Art. Als Arzneipflanze aus der Familie der Nachtkerzengewächse wird volksmedizinisch vorwiegend Epilobium parviflorum SCHREB., das kleinblütige Weidenröschen, eingesetzt.
Basierend auf Anwendungsbeobachtungen der umstrittenen Autodidaktin der Phytotherapie Maria Treben erfolgt der Einsatz des Weidenröschens zur Linderung von Miktionsbeschwerden im Rahmen einer benignen Prostatahyperplasie (BPH). Die Empfehlung gilt für eine länger dauernde Teekur mit einer durchschnittlichen Tagesdosis von 6–10 g Droge und führt zur deutlichen Reduktion des Harndrangs und Harnverhaltens. Klinische Studien fehlen, Wirkungsnachweise für Extrakte und Einzelwirkstoffe brachten positive Ergebnisse.
Die Hauptinhaltsstoffgruppe des Weidenröschens bilden bis 14 Prozent Gerbstoffe, vorwiegend makrozyklische Ellagtannine. Oenothein B und A bilden neben weiteren Gallussäurederivaten die Hauptkomponenten. Bis zu 2 Prozent Flavonoide stellen die zweite wirksame Inhaltsstoffgruppe dar. Hier dominieren vor allem 3-O-rhamnoside Myricitrin und Quercitrin, in Epilobium angustifolium Quercetin-3-O-glucuronid.
In-vitro-Untersuchungen zur antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkung von Weidenröschenextrakten zeigten deutlich positive Ergebnisse in Lipoxygenase- und Hyaluronidasehemmung. Getestet wurden Epilobium parviflorum, E. angustifolium und E. hirsutum.1 Selbige Extrakte wurden an Prostatakarzinom-Zelllinien untersucht. Nach Applikation kam es zu einer deutlich geringeren Proliferation und Reduktion des Prostata-spezifischen Antigens (PSA). Im Test der Einzelkomponenten war Oenothein B der stärkste Inhibitor.2 Extrakte aus E. angustifolium zeigten markante antimikrobielle Aktivität, auch gegen multiresistente Keime.3
Aufgrund der durchwegs positiven Studienergebnisse können wir das Weidenröschen unseren Herren Patienten mit Miktionsbeschwerden bei BPH guten Gewissens empfehlen. Die Anwendung als Teekur im Bereich der Tagesdosis ist laut EMA nebenwirkungsfrei. Positive Rückmeldungen eigener Patienten nach sechsmonatiger Therapie bestärken mich in der Empfehlung. Kleinblütiges Weidenröschen ist in hoher Qualität als Teebeutel oder lose im Handel erhältlich. Wohl bekomm’s und Wasser marsch!
Quelle:
1 Kiss AK et al., Phytomedicine 2011: 557–60.
2 Stolarczyk M et al., Phytother. Res. 2013: 1842–8.
3 Kosalec I et al., Curr Drug Targets 2013: 986–91
Tee bei Miktionsbeschwerden
Epilobii herba 2,0 g Mit kochendem Wasser aufgießen, nach 10 min abseihen.
TD: 3 x tgl. 2 g (2 g ≈ 2 leicht gehäufteTeelöffel)
Steckbrief
Familie:
Onagraceae, Kleinblütige Arten der Gattung Epilobium. Kleinblütiges Weidenröschen (E. parviflorum SCHREB.), Bergweidenröschen (E. montanum L.), Rosarotes Weidenröschen (E. roseum SCHREB.)
Herkunft und Pflanzenmaterial:
Heimisch und weit verbreitet in Mitteleuropa, bevorzugt feuchte Böden. Die Droge kommt vorwiegend aus Wildsammlung und besteht aus den getrockneten oberirdischen Teilen der Pflanze zur Blütezeit.
Anwendungsbereich:
Benigne Prostatahyperplasie
Monographien:
HMPC
Produktbeispiele
Tees
- Kraut lose oder in Beuteln, div. Hersteller (Fa. Kottas, Salus, Sonnentor)
Kapseln
- gepulverte Droge (0,1 g/Kaps.) in Kombination mit Kürbiskern- und Sägepalmenextrakt (Fa. Espara)