3. Aug. 2022

Liebestrank und Muntermacher

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CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1052776

Damiana (Turnera diffusa) wird neben seiner stärkenden und entspannenden Wirkung als natürliches Aphrodisiakum geschätzt.

Ureinwohner Südamerikas pflegten in ihren rituellen Sitzungen Krautmischungen zu verräuchern, die als wesentlichen Bestandteil Damiana enthielten. Die Wirkung ist nach Inhalation leicht euphorisierend und hält zirka eine Stunde an. Medizinisch kam die Pflanze Turnera diffusa in der indianischen Heilkunde als Stärkungsmittel und bei Asthmaerkrankungen zum Einsatz. Besonders beliebt war die Verwendung als Liebestrank. Amerikanische und mexikanische Arzneibücher führen Damiana seit dem 19. Jahrhundert als Stärkungsmittel an. In Europa entdeckten die jungen „Wilden“ der sechziger Jahre das Rauchen von Damianablättern und verbreiteten sie als „Legal High“, einen milden Marihuana-Ersatz.

Jetzt ist Damiana als traditionelles pflanzliches Arzneimittel wieder im Gespräch. Das Haupteinsatzgebiet liegt in der Behandlung sexueller Unlust. Nach Ausschluss physischer Ursachen werden konzentrierte Zubereitungen aus Turnera diffusa zur Steigerung des sexuellen Verlangens bei Mann und Frau empfohlen.

Inhaltsstoffe

Turnera diffusa weist bis zu 0,9 % ätherisches Öl mit den Hauptkomponenten α-Pinen, Cineol und geringeren Anteilen an Sesquiterpenen auf. Das Bouquet geht in Richtung bitter-aromatisch. Weiters wurden in Damiana Arbutin mit ca. 0,5 %, Gerbstoffe und Bitterstoffe (Damianin) nachgewiesen. Die Stängel enthalten Koffein. Die Wirkung der Blattdroge ist keiner Inhaltsstoffgruppe zuordenbar. Wirkprinzip ist das Gesamtextrakt.

Untersuchungen belegen die anxiolytischen Effekte von Damiana-Extrakten.1 Entspannung ist ein wesentlicher Faktor, um Erregung zuzulassen. Auf vaskulärer Ebene erfolgt nach Anwendung eine gesteigerte Durchblutung in den Schwellkörpern von Klitoris und Penis. Auslöser ist eine durch Stickstoffmonoxid bedingte Erhöhung des cyclischen Guanosinmonophosphats (cGMP) in den glatten Gefäßmuskelzellen.2

Gleichzeitig fördert ein erhöhter Stickstoffmonoxidwert am Hypothalamus direkt die Erregbarkeit. Auf hormoneller Ebene hemmt das Extrakt die Aromatase und hält den Testosteronspiegel konstant.3 Diese wissenschaftlichen Untersuchungen können die aphrodisierende Wirkung von Turnera diffusa erklären und bestätigen den volksmedizinischen Einsatz als luststeigerndes Arzneimittel.

Als sicheres Heilmittel können wir Damiana zur Teezubereitung und in Form von Präparaten mit Trockenextrakt empfehlen. Eine Richtlinie der Dosierung beim Tee liegt bei dreimal täglich 2 g Droge (= 1 gehäufter Teelöffel) pro Tasse.

Der Teeaufguss hat einen bitteren Geschmack. Deshalb eignet sich ein Zusatz von Liquiritiae radix als Korrigens. Die fein geschnittene, aromatisch duftende Blattdroge ist als Gewürz in der Küche einsetzbar. Neben- und Wechselwirkungen sind bei Damiana-Einnahme keine bekannt. Die Verträglichkeit ist auch bei längerer Therapiedauer gegeben. Somit steht einem Selbstversuch nichts mehr im Weg. Viel Vergnügen!

PS: Damiana leitet sich von Damian ab, Zwilling von Cosmas, beide Apotheker-Schutzheilige.

Quellen:
1 Kumar S et al., Pharm Biol 2006; 84–90.
2 Estrada-Reyes R et al., J Ethnopharmacol 2013; 164–72.
3 Zhao J et al., J Ethnopharmacol 2008; 387–93.

Steckbrief

Pfanze:

Turnera diffusa Willd. ex Schult. (= Willdenow/Schultes)

Gattung:

Safranmalven (Turnera)

Familie:

Passifloraceae

Herkunft:

Mittel- und Südamerika, 500–2000 Höhenmeter

Verwendete Pflanzenteile:

Damiani folium: getrocknete Blätter, während der Blütezeit geerntet

Anwendungsbereiche:

aufgrund der volkstümlichen Verwendung als Aphrodisiakum, zur Leistungssteigerung, bei Asthma

Produktbeispiele

Trockenextrakt

  • Damiana Dr. Böhm® Filmtabletten

Flüssigextrakt

  • Cefagil® (Homöopathie) Tabletten mit Urtinktur, D2 zur Injektion, D7 als Tropfen