„Die Kosten im Auge behalten“
Bis zum Arbeitsalltag in der neuen Apotheke ist es ein weiter Weg.
Sind die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, geht es ans Rechnen. Im zweiten Teil unseres Interviews erläutert Mag. Georg Lippay, stv. Direktor des VAAÖ, mit welchen Kosten angehende Apotheker rechnen müssen.
Herr Mag. Lippay, eine Möglichkeit, sich als Apothekerin oder Apotheker selbstständig zu machen, besteht darin, eine bestehende Apotheke zu übernehmen. Was ist dabei zu beachten, bzw. gibt es eine zentrale Plattform, wo man sich erkundigen kann, welche Apothekerinnen oder Apotheker einen Nachfolger suchen?
Zur Übernahme einer bestehenden Apotheke muss man dieselben persönlichen Voraussetzungen erfüllen wie für die Eröffnung einer neuen Apotheke. Die Bedarfsprüfung ist in so einem Fall allerdings obsolet. Eine zentrale Plattform im Zusammenhang für die Nachfolge gibt es nicht. Da läuft sehr viel über Mundpropaganda, etwa auf den verschiedenen Veranstaltungen. Eine Möglichkeit, diesbezüglich zu Informationen zu kommen, besteht darin, bei der Pharmazeutischen Gehaltskasse nachzufragen – auch bei der Kammer könnte man fragen. Manchmal werden Apotheken auch in der „ÖAZ“ inseriert.
Welche finanziellen Mittel sollte man mitbringen, wenn man eine Apotheke übernehmen bzw. neu eröffnen will?
Das ist für mich schwer zu beantworten und hängt natürlich stark von den Investitionen ab. Eine Übernahme ist in der Regel teurer, weil der Verkäufer ja etwas erlösen will. Was man so hört, ist ungefähr mit hundert Prozent eines Jahresumsatzes zu rechnen, wobei mittlerweile die Tendenz aber schon in Richtung des 1,2-Fachen eines Jahresumsatzes der betreffenden Apotheke geht. Genaue Zahlen habe ich diesbezüglich aber nicht.
Mit welchem finanziellen Aufwand muss man bei einer Neuerrichtung rechnen?
Bei der Neuerrichtung einer Apotheke ist wesentlich, ob man ein Haus errichten muss bzw. will oder ob man sich etwa in ein bestehendes Geschäftslokal einmietet. Für die Erstausstattung sollte man sich in etwa auf 400.000 bis 500.000 Euro einstellen. Dazu kommen natürlich noch Beratungskosten, etwa für den Steuerberater, und so weiter.
Wie steht es mit der Grundausstattung an Arzneimitteln bzw. der notwendigen Software?
Hier wird man mit den drei in der Branche ohnehin bekannten Großhändlern die entsprechenden Konditionen verhandeln. Dabei wird es sicherlich zu einem Mix kommen. Als Apotheker, der sich mit dem Gedanken trägt, sich selbstständig zu machen, kann man in seiner Zeit als Angestellter ein Auge auf die Einkaufskonditionen werfen. Da verfügt man dann schon über einige Erfahrung. Und natürlich gibt es in puncto Einkauf auch noch eigene Spezialseminare. Was nun die Hard- und Software betrifft, so bietet einerseits der Großhandel diesbezügliche Produkte an. Das AVS-System des APO-Verlages anderseits ist Marktführer und steht mit jahrzehntelanger Praxis und Service den angehenden Apothekern zur Verfügung. Die Rezeptabrechnung funktioniert wie die Abwicklung der Gehälter über die Gehaltskasse.
Welche Angestellten darf ein Apotheker prinzipiell beschäftigen?
Nun, einerseits natürlich Apotheker, die über eine entsprechende Ausbildung und die Allgemeine Berufsberechtigung verfügen. Dazu kommen noch Aspiranten mit einem Pharmaziestudium, die für den Apothekerberuf ausgebildet sind und die entsprechende Apothekerprüfung erst ablegen werden. Außerdem gibt es in Apotheken noch Pharmazeutisch-kaufmännische Assistenten (PKA). Das ist ein Lehrberuf mit einer dreijährigen Ausbildung. Diese PKAs dürfen allerdings keine Medikamente abgeben.
Wie sehen Sie in Zukunft die Konkurrenz durch Online-Apotheken?
Nun, diese werden sicher zu spüren sein. Ich denke allerdings, dass die Konkurrenz weit weniger stark ist, als man vermuten könnte. Wer Medikamente kauft, setzt ja auch stark auf die Beratung durch den Apotheker und greift auf dessen Fachwissen zurück.
Welche Ratschläge würden Sie zum Abschluss hoffnungsfrohen „Jungapothekern“ noch mit auf den Weg geben?
Bevor man den Sprung in die Selbstständigkeit wagt, sollte man sich auf alle Fälle umfassend informieren. Wir vom Verband der Angestellten Apotheker Österreichs stehen auf alle Fälle beratend zur Seite, unter anderem mit unseren schon angesprochenen Seminaren. Auch die Apothekerkammer steht für Fragen im Vorfeld der Selbstständigkeit zur Verfügung. Was die ökonomische Seite betrifft, sollte sich der angehende Selbstständige unbedingt einen Steuerberater an Bord holen. Vor allem auch, wenn man plant, zur Finanzierung auf einen Kredit zurückzugreifen. In diesem Fall muss man sich ganz genau ausrechnen, ob sich das auch ausgeht. Der Steuerberater kann diesbezügliche Planrechnungen aufstellen und steht auch in anderen wirtschaftlichen Fragen beratend zur Seite.
Danke für das Interview!