24. Mai 2022In Europa angekommen

Affenpocken – Weitere Ausbreitung, aber keine Epidemie erwartet

Nachdem vor wenigen Tagen auch in Österreich der erste bestätigte Fall von Affenpocken aufgetreten ist in ganz Europa wurden seit Anfang Mai rund hundert Fälle verzeichnet –, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf diese in Europa bisher wenig bekannte Zoonose zu werfen.

CDC Public Health Image Library

Infektionen mit dem Affenpockenvirus, das in den bewaldeten Gebieten von West- und Zentralafrika endemisch ist, treten bei Menschen normalerweise nur selten auf. Es gibt zwei Hauptstämme des Virus: den Westafrika-Stamm mit einer einprozentigen Mortalität und den gefährlicheren Kongo-Stamm (10% Mortalität). Als Wirte des Virus gelten kleine Nagetiere wie Ratten. Meist findet eine Übertragung von Tier zu Mensch über Körperflüssigkeiten und Tröpfcheninfektion statt, auch der Verzehr von Wild (bush meat) kann zur Infektion führen; die derzeit in Europa gehäuft auftretende Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist eher selten, bei engem Kontakt aber möglich.

Symptomatik und Verlauf

Als Symptome der Infektion werden hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Husten, Unwohlsein und Lymphadenopathie aufgelistet. Im weiteren Verlauf kann ein pockenähnlicher Hautausschlag am ganzen Körper auftreten. Die Inkubationszeit beträgt normalerweise 6–13 Tage, es sind aber auch 5–21 Tage möglich. Tödliche Verläufe sind selten, die Erkrankung verläuft meist mild und ist nach rund drei Wochen abgeheilt. Mildere Fälle können allerdings auch unbemerkt bleiben und stellen daher eine Gefahr bei der Übertragung von Mensch zu Mensch dar. Besonders ansteckungsgefährdet sind sehr junge und immungeschwächte Personen. Die traditionelle Pockenimpfung bietet einen Schutz von etwa 85 Prozent, doch sie ist schon seit den 1980er Jahren nicht mehr verpflichtend, weshalb jüngere Menschen oft nicht geimpft sind, vor allem nicht in den am meisten betroffenen Regionen West- und Zentralafrika.

Was tun bei einer Infektion?

Im Vereinigten Königreich wurden bisher rund zwei Dutzend Fälle von Affenpocken registriert, laut der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA (UK Health Security Agency) betreffen sie v.a. Männer, die Sex mit Männern haben. Die UKHSA empfiehlt für enge Kontaktpersonen von Infizierten eine dreiwöchige Quarantäne sowie eine Pockenimpfung. Als hochwahrscheinlich infiziert gelte, wer entweder im selben Haushalt mit einer erkrankten Person lebe, mit einer solchen Geschlechtsverkehr gehabt oder deren Bettwäsche ohne Schutzkleidung gewechselt habe. Vermieden werden solle insbesondere der Kontakt mit Schwangeren, Kindern unter zwölf Jahren sowie Menschen mit unterdrücktem Immunsystem.

Auch in Österreich wurden am Dienstagvormittag vom Gesundheitsministerium Empfehlungen zum Kontaktpersonenmanagement veröffentlicht, wobei die drei wichtigsten Punkte, nämlich Contact Tracing, Information durch die zuständige Gesundheitsbehörde und Selbstüberwachung, wie schon aus der Corona-Pandemie bekannt, sowohl für Typ-1- (Hochrisiko-) und Typ-2-Kontakte (kurze soziale Kontakte) gelten, während Erstere sich zusätzlich isolieren müssen, bis eine Infektion durch einen PCR-Test ausgeschlossen werden kann.

Die WHO warnt vor einer weiteren Ausbreitung der Infektion, gerade im bevorstehenden Sommer, wo bei Massenveranstaltungen, Festivals und Partys sehr viele Menschen aufeinandertreffen. Experten beruhigen und vertreten die Meinung, dass die Erkrankung zwar ernst genommen werden sollte, aber nicht mit einer Epidemie nicht zu rechnen sei, da eine verhältnismäßig schwere Übertragbarkeit der Affenpocken von Mensch zu Mensch bestehe.

Empfehlungen der WHO:

Eine Erkrankung während der Reise oder nach Rückkehr aus einem endemischen Gebiet sollte umgehend einem Arzt gemeldet werden. Reisende sollten den Kontakt mit kranken Tieren (tot oder lebend), die das Virus in sich tragen könnten (Nagetiere, Beuteltiere, Primaten), vermeiden und kein Wild (bush meat) essen oder damit hantieren. Eine strikte Händehygiene (Händewaschen mit Wasser und Seife oder einem alkoholhaltigen Desinfektionsmittel) sollte eingehalten werden. Eine Impfung und spezifische Behandlung bei Affenpocken wurden 2019 bzw. 2022 zugelassen, sind aber bisher nur beschränkt verfügbar. Patienten sollten in allen Phasen der Erkrankung isoliert und medizinisch betreut werden. Zeitnahes Contact Tracing, Überwachungsmaßnahmen und Sensibilisierung für die Krankheit beim Gesundheitspersonal sind essenziell, um weitere Fälle zu verhindern und einen möglichen Ausbruch zu managen. Gesundheitspersonal, das in Kontakt mit dem Patienten ist, sollte die entsprechenden Maßnahmen zur Infektionseindämmung einhalten. Proben von vermutlich infizierten Patienten oder Tieren sollten nur in entsprechend ausgestatteten Labors und von qualifiziertem Personal bearbeitet werden.