Biologikum mit neuartigem Wirkmechanismus bei schwerem eosinophilen unzureichend kontrolliertem Asthma
Nach Schätzungen der WHO sind derzeit weltweit etwa 315 Millionen Menschen an Asthma erkrankt. In Österreich sind rund 5,8 % aller Erwachsenen betroffen. 7 % davon leiden an schwerem Asthma. Mit dem neuen Biologikum Benralizumab als Add-on-Erhaltungstherapie für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma, das trotz hochdosierter inhalativer Kortikosteroide (ICS) plus lang wirksamer Beta Agonisten (LABA) unzureichend kontrolliert ist, gibt es jetzt eine neue Behandlungsoption.
„Insbesondere im Bereich des schweren unkontrollierten Asthmas gibt es einen hohen medizinischen Bedarf und die Patienten haben einen entsprechenden Leidensdruck“, so Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl, Vorstand der Abteilung für Atmungs- und Lungenerkrankungen am KH Hietzing. „Daher besteht eine Notwendigkeit für neue Therapieoptionen, wie sie nun mit Benralizumab angeboten wird“, so Pohl weiter. Schweres Asthma erfordert laut der S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Deutschen Atemwegsliga grundsätzlich eine Behandlung gemäß Therapie-Stufe 5. Diese empfiehlt neben einer Behandlung mit hochdosierten ICS/LABA zusätzliche Ad-on-Therapien beispielsweise mit Tiotropium und/oder Biologika.
Benralizumab, ein monoklonaler Antikörper, bindet zum einen an die Alpha-Untereinheit des Interleukin-5-Rezeptors (IL-5-Rα) auf Eosinophilen und verstärkt zum anderen durch seine Bindung an natürliche Killerzellen (NK-Zellen) die Apoptose der Eosinophilen. Dies führt zu einer direkten, schnellen und nahezu vollständigen Depletion eosinophiler Granulozyten im Blut.
„Biologika wie Benralizumab sind für mich die Game Changer in der Therapie des schweren Asthmas“, so Priv.-Doz. Dr. Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum, Linz. „Die Ergebnisse der drei Zulassungsstudien aus dem Phase-III-Studienprogramm WINDWARD bestätigen diesen Eindruck“, ergänzt Lamprecht weiter. So konnten in SIROCCO21 und CALIMA32 für den 8-Wochenarm in der Primäranalysepopulation (≥ 300 Eosinophile/μl und hochdosierter ICS/LABA-Therapie) eine jeweils signifikante Reduktion der jährlichen Exazerbationsrate gegenüber Placebo sowie eine Verbesserung der Lungenfunktion (FEV1) bereits nach vier Wochen gegenüber Baseline erzielt werden, welche bis zum Behandlungsende erhalten blieb.
Die Ergebnisse der ZONDA-Studie43 zeigten zudem bei achtwöchiger Gabe eine Reduktion der täglichen OCS-Dosis im Median um 75 % im Vergleich zur Baseline. Die Reduktion im Placebo-Arm betrug 25 %. 52 % aller Patienten in der ZONDA-Studie, die zur Baseline eine optimierte OCS Dosis von 12,5 mg oder weniger erhielten, konnten OCS komplett absetzen (unter Placebo 19 %). „Sowohl bei SIROCCO als auch bei CALIMA konnten bei Patienten mit einem Ausgangswert der Eosinophilenzahl von ≥ 300/μl unter hochdosierter ICS/LABA-Therapie positive Effekte nachgewiesen werden“, fasste Prof. Lamprecht die Studienergebnisse zusammen.
Während bei SIROCCO innerhalb der genannten Patientengruppe unter achtwöchiger Gabe nach 48 Wochen eine signifikante Reduktion der jährlichen Asthma-Exazerbationsrate um 51 % im Vergleich zu Placebo erreicht wurde, war es in CALIMA unter achtwöchiger Gabe nach 56 Wochen eine signifikante Reduktion von 28 % im Vergleich zum Placebo-Arm. „Wir haben hier gesehen, dass sich der FEV1-Wert bereits nach vier Wochen deutlich verbesserte und bis zum Ende der Behandlung so blieb“, erklärt Lamprecht.
„Die Daten schließen nahtlos an die bisherigen Erfahrungen mit Biologika an und Benralizumab wird dabei noch eine wesentliche Erweiterung bei den Therapiemöglichkeiten darstellen.“ subsumierte Prof. Pohl. Im Unterschied zu anderen Biologika im Bereich schweres Asthma wird Benralizumab alle vier Wochen für die ersten drei Dosen und anschließend alle acht Wochen mittels einer Fertigspritze subkutan verabreicht und wird sich somit auch in Hinblick auf die Compliance positiv auswirken.
Quelle: Pressegespräch Fasenra®: Biologikum mit neuartigem Wirkmechanismus bei schwerem eosinophilem unzureichend kontrolliertem Asthma, März 2018
Referenzen:
1. Bleecker ER et al. Lancet 2016;388:2115-2127.
2. FitzGerald JM et al. Lancet 2016;388:2128-2141.
3. Nair P et al. NEJM 2017;376:2448-2458.