Pneumonie von der Erkältungssalbe
FALL – Wenn Heilöle bis in die Lunge vordringen, drohen im schlimmsten Fall langfristig Fibrose und chronische respiratorische Insuffizienz. (Medical Tribune 06/18)
Indische Kollegen berichten in „Respiratory Medicine Case Reports“ über einen Fall von „Selbstversorgung“, der daneben ging: Um sich bei ihren allergisch bedingten Atemwegsbeschwerden nachts freie Luftwege zu verschaffen, rieb eine 23-jährige Patientin sich allabendlich etwas Erkältungssalbe unter die Nase. Das ging auch einige Zeit gut. Irgendwann aber stand sie wegen seit mehr als vier Wochen anhaltendem Husten, Atemnot und Fieber in der Pneumologischen Abteilung des Prathima Institute of Medical Sciences im indischen Karimnagar. Und dort gab sie Dr. Hemanth Kilaru und seinen Kollegen erst einmal Rätsel auf: Auskultatorisch pathologische Geräusche basal über beiden Lungenflügeln, milde restriktive Ventilationsstörung, bilateral noduläre Lungeninfiltrate in der Computertomographie – zusammen mit der erhöhten Temperatur sprach viel für eine atypische Pneumonie oder eine Tuberkulose. Allerdings fanden sich bei der Bronchoskopie bzw. der bronchoalveolären Lavage keine Anzeichen dafür. Diagnostisch zum Ziel führte erst die transbronchiale Lungenbiopsie: Die histologische Untersuchung sprach dafür, dass bei der jungen Patientin eine Lipidpneumonie vorlag. Erst jetzt förderte die nochmalige Anamnese die Erkältungssalbe als Verursacher des Ganzen zutage.