28. Aug. 2017

Untergewicht nachteilig bei Herzkatheter-Eingriffen

28.08.2017 – Übergewicht ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und fördert deren Entstehung. Doch wenn es notwendig wird, verengte Herzkranzgefäße aufzudehnen, bedeutet ein höheres Körpergewicht sogar eher einen Vorteil.

Laut einer beim Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Barcelona vorgestellten Studie, haben übergewichtige und adipöse PatientInnen nach der Wiedereröffnung von Gefäßen mittels Herzkatheter weniger Komplikationen und bessere klinische Ergebnisse. Der Hauptautor der Studie, Afnan Tarig, interventioneller Kardiologe vom Lenox Hill Hospital in New York, bezeichnet dieses Phänomen als Übergewichts-Paradoxon („obesity paradox“).

Im Rahmen der Studie wurden in einer für die USA repräsentativen PatientInnengruppe die Zusammenhänge zwischen dem BMI und der Sterblichkeit im Krankenhaus, der Liegezeit, den Behandlungskosten sowie der Wiedereinweisungsrate innerhalb von 30 Tagen nach Kathetereingriff untersucht. Die Ergebnisse basieren auf der Analyse von 1.035.727 PatientInnen, die im Jahr 2013 in den USA einen Herzkatheter-Eingriff hatten.

0,4 Prozent der PatientInnen waren untergewichtig (BMI kleiner 19), 11,4 Prozent adipös (BMI 30,1 bis 40) und acht Prozent krankhaft fettleibig (BMI über 40). Fazit war, dass untergewichtige Patientinnen ein dreifach höheres Sterberisiko nach dem Eingriff hatten als krankhaft fettleibige PatientInnen und ein fünfmal höheres als übergewichtige PatientInnen. Die Verweildauer im Krankenhaus war bei Untergewichtigen mehr als doppelt so lang wie bei Normalgewichtigen (10,5 Tage versus 5,1 Tage), was höhere Kosten für Untergewichtige bedeutete. Auch wurden Untergewichtige um 18 Prozent häufiger innerhalb von 30 Tagen wieder aufgenommen als Normalgewichtige, krankhaft Übergewichtige um 8,2 Prozent seltener.

Franz Xaver Roithinger, Pressesprecher und Past-Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) kommentiert die Forschungsergebnisse, indem er ergänzt, dass seit längerem auch in der Intensivmedizin ein ähnliches Übergewichts-Paradoxon bekannt sei. Unabhängig von diesen Daten wollen die ExpertInnen jedoch darauf hinweisen, dass Übergewicht aus herzmedizinischer Sicht ein Risikofaktor ist und deshalb vermieden werden sollte.

Der ESC-Kongress findet noch bis 30. August in der katalanischen Metropole statt und gilt als einer der größten kardiologischen Fachveranstaltungen der Welt.

Quelle: APAMED