Wirksamkeit, Sicherheit und Pharmakokinetik von Emicizumab

Oldenburg J et al., abstract ASY 01.1: Wirksamkeit, Sicherheit und Pharmakokinetik von Emicizumab (ACE910) Prophylaxe bei Personen mit Hemmkörperhämophilie (PwHAwI): randomisierte, multizentrische und offene Phase 3 Studie (HAVEN 1)

Hintergrund

Emicizumab ist ein neuartiger, subkutan zu verabreichender, bispezifischer humanisierter monoklonaler Antikörper, der entwickelt wurde, um in Patienten mit PwHAwI Faktor IXa und Faktor X zu binden und die fehlende Funktion des Faktor VIII zu ersetzen, um in weiterer Folge die Thrombinbildung und die Koagulation auszulösen.

Methoden

Die Studie (NCT02622321) inkludierte: ≥ 12 Jahre alt, eingeteilt in 4 Gruppen. Diejenigen, die nicht schon präventiv einen aktivierten Prothrombinkomplex (aPCC) erhielten wurden randomisiert verglichen (2 : 1) mit Gruppe A (präventive Emicizumab Gabe) und Gruppe B (keine Prävention). Am primären Endpunkt wurde die Wirksamkeit festgestellt, indem die Anzahl der zu behandelnden Blutungen bei Gruppe A und B verglichen wurden. PwHAwI, die vorab aPPC-Prophylaxe erhielten, wurden mit Emicizumab präventiv behandelt (Gruppe C).

Ergebnisse

109 Hemmkörperhämophilie-Patienten wurden herangezogen, das Durchschnittsalter war 28 (Spanne 12-75) Jahre alt. Bei allen primären und sekundären Endpunkten wurde eine statistische Signifikanz erreicht, mit einer klinisch relevanten Reduktion (87 %) von spontanen und wiederkehrenden Gelenksblutungen bei prophylaktisch mit Emicizumab (Gruppe A) behandelten Patienten im Vergleich zu Gruppe B (ohne Emicizumab). Bedeutend war vorallem, dass eine 79 %-ige Reduktion der Blutungsrate bei Gruppe C beobachtet wurde im Gegensatz zu Patienten, die vor der Studie aPCC-Prophylaxe erhielten (intrapersonal). Insgesamt hatten 67,3 % der PwHAwI-Patienten, die mit Emicizumab behandelt wurden keine Blutungen. Statistisch signifikante Verbesserungen wurden auch bei Gruppe A im Vergleich zu Gruppe B beobachtet hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und dem Gesundheitszustand. Emicizumab war gut verträglich, die häufigsten Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Injektionsstelle (15 %). Zwei Personen entwickelten eine thrombotische Microangiopathie und schwere thromboembolische Nebenwirkungen. Alle Nebenwirkungen traten auf, wenn wiederholt hohe Dosen von aPCC gleichzeitig mit Emicizumab verabreicht wurden. Bei 2 weiteren Personen wurde die Emicizumab-Behandlung wieder aufgenommen ohne Spätkomplikationen. Es wurden keine Antikörper gegen das Medikament dokumentiert. Die durchschnittliche Emicizumab-Talspiegel-Konzentration von > 50 µg/mL wurde nach 4 Wochen erreicht und beibehalten.

Schlussfolgerung

Emicizumab Prophylaxe verhinderte oder reduzierte Blutungen in Hemmkörperhämophilie-Patienten, bei akzeptabler Sicherheit und vielversprechender Verbesserung des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität. Der pharmakokinetische Spiegel wurde aufrechterhalten ohne einem exzessiven thrombotischen Risiko bei Abwesenheit von begleitender aPCC-Behandlung. Diese Daten unterstützen möglicherweise einen realen Paradigmenwechsel bei der Behandlung von PwHAwI.

Sehen Sie hier ein Interview mit dem Kongresspräsidenten Prof. Dr. Johannes Oldenburg (in Englisch) >>