EAU 2017: Neue Daten zum nächtlichen Harndrang
Mehrere im Rahmen des EAU 2017 vorgestellte Studien beschäftigten sich mit dem Management der Nykturie, eines häufigen und nicht nur unangenehmen Problems. Beispielsweise aufgrund der erhöhten Sturzgefahr beim abrupten Aufstehen kann der nächtliche Harndrang insbesondere bei älteren Menschen auch zu erheblicher Morbidität führen. Und gerade ältere Menschen sind in hohem Maß betroffen. In der Population jenseits der 50 leiden mehr als die Hälfte aller Männer und Frauen unter Nykturie, die auch als das störendste aller Blasenentleerungs-Symptome beschrieben wird (1).
Eine niederländische Gruppe fand nun eine Assoziation zwischen Nykturie und dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) und liefert auch gleich eine Behandlungsstrategie für die Betroffenen: Unter Behandlung mit CPAP (Continuous Positive Airway Pressure) bessert sich nicht nur die Schlafqualität der Patienten, sondern auch ihre Nykturie.
In die vorgestellte Studie der Universität Maastricht waren 256 Patienten mit OSAS, von denen 69 Prozent auch angaben, unter Nykturie zu leiden – definiert als mehr als einen Toilettengang pro Nacht. Nach Beginn der Behandlung mit CPAP berichteten 65 Prozent der Nykturie-Patienten eine Reduktion der nächtlichen Toilettengänge. Die Wirksamkeit korrelierte mit der Schwere der Symptomatik. Von den 77 Patienten mit zwei Toilettengängen pro Nacht, konnten 32 unter CPAP-Beatmung ohne Toilettengang durchschlafen.
Dazu der Erstautor der Arbeit, Dr Sajjad Rahnama’i: „Das ist die erste Studie, die die Häufigkeit von Nykturie bei Patienten mit OSAS zeigt. Und es ist die erste Studie, die zeigt, wie viel in Bezug auf den nächtlichen Harndrang mit CPAP erreicht werden kann.“ Seitens der EAU wird die Bedeutung dieser Studie betont, die dazu beitragen kann, dass bei Patienten mit Nykturie öfter auch seitens des Urologen an ein Atemproblem gedacht und dessen Behandlung in Angriff genommen wird.
Weniger Salzkonsum, weniger nächtliche Toilettengänge
Generell wird Patienten mit Nykturie empfohlen, abends wenig zu trinken, um die nächtliche Harnmenge zu reduzieren. Eine aktuelle Studie aus Japan weist nun auf die Rolle des Salzkonsums für die Urinproduktion in der Nacht hin und zeigt auch, dass sich Salzreduktion als Interventionsstrategie eignet. In die Studie wurden 321 Männer und Frauen mit LUTS (Lower Urinary Tract Symptoms) inklusive Nykturie und hohem Salzkonsum eingeschlossen und angewiesen, Natrium zu reduzieren. Innerhalb der Beobachtungszeit von 12 Wochen wurde die Compliance durch Kontrollen der Natrium- und Kreatinin-Spiegel im Harn überprüft. Für die weitere Auswertung wurden jene 223 Teilnehmer, die sich an die Empfehlungen hielten, als success group (S) geführt, die restlichen 98 als failure group (F). Die Auswertung ergab in der S-Gruppe eine signifikante Reduktion der nächtlichen Toilettengänge von 2.3±0.9 auf 1.4±1.0 (P<0.001). In der F-Gruppe nahmen in der Beobachtungszeit sowohl der Salzkonsum als auch die nächtlichen Toilettengänge zu. Die Besserung der Nykturie führte auch zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität, gemessen mit dem Standard CLSS-QoL Questionnaire.
„Das ist die erste Studie, die untersucht, wie sich Salzkonsum auf die Miktionsfrequenz auswirkt. Unsere Daten legen nahe, dass sich das Problem Nykturie durch eine simmple Diät-Empfehlung beeinflussen lässt. Im nächsten Schritt müssen wir unsere Ergebnisse aber in größeren Studien bestätigen“ kommentierte Studienautor Dr. Matsuo Tomohiro von der Universität Nagasaki.
EAU-Abstracts:
Degalliers S et al. Reduction of nocturia in patients treated with C-PAP for obstructive sleep apnea syndrome.
Tomohiro M et al. Effect of restricted salt intake on nocturia.
- Weiss J,Blaivas JG, Stember D, Brooks M. Nocturia in Adults. Etiology and classification. Neurourol Urodynam 1998; 17: 467