Retschitzegger: Sich lernend verwandeln

„Ängste schließen Türen. Die Freiheit öffnet sie.“ Diese Worte von Papst Franziskus aus seinem großen Interview in der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ sollen am Anfang stehen. Dabei kommen mir Gedanken und Überlegungen, wie Haltung und Freiheit, Angst und Mut zusammenhängen.

Mut und Haltung brauchen wir, wenn wir Menschen helfen wollen. Mut und Haltung brauchen wir, wenn wir für ein gerechtes soziales Miteinander eintreten wollen. Sei es im eigenen Betrieb, dem Krankenhaus, dem Pflegeheim oder der übergeordneten Institution. Unsere Haltung den Menschen gegenüber macht einen Unterschied – der einen Unterschied macht! Wir können uns engagieren und für die Menschen sein, da-sein – oder wir können Arbeit erledigen, sie abarbeiten. John Lennon sang „You may say I’m a dreamer, but I’m not the only one“. Ja, so dürfen wir uns fühlen. Ob es bei Ärztekammerwahlen, KAV-Neubesetzungen oder in meinem eigenen kleinen persönlichen Leben ist – wir dürfen träumen. Und mithelfen, dass sich die Verwirklichung unserer Träume entfalten kann.

„Sich lernend verwandeln“, sagt einer der Großen, die gerade runden Geburtstag feiern, André Heller. Ein Träumer, der mehr Wesentliches verwirklicht hat, als viele von denen verwirklichen, die auf Träume verzichten. André Heller ist jetzt 70 Jahre alt geworden, der bahnbrechende Regisseur Michael Haneke, der bezeichnenderweise für „Liebe“ den Oscar erhielt, 75 Jahre alt, und der große Burgschauspieler – der dazu noch Gandhi Ben Kingsley seine Stimme lieh – Peter Matic 80 Jahre alt. Oder für immer jung.

André Heller hat seinen Garten „Anima“ in Marrakesch geschaffen – viel war in den letzten Tagen und Wochen davon zu hören und zu sehen. Wer seinen anderen – den ehemaligen – Garten am Gardasee kennt, weiß, wie wohltuend kreative Natürlichkeit und Blütezeit sein kann. Endlich hat der Frühling begonnen. Der Frühlingsbeginn vor sieben bis acht Jahrzehnten brachte offensichtlich ganz wesentliche Blüten mit sich – und das in der Zeit des Krieges und kurz davor. Wenn wir uns diese Haltung und unsere Träume bewahren, dann ist es ja gar nicht mehr weit ins Paradies. Auf Erden.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune