Sehr schmerzhafte Lidschwellung
Gerade wollten Sie sich zur Mittagspause zurückziehen, als Ihre Ordinationsassistentin Herrn W. (36 J.) hereinbittet. „Ich wollte mir eigentlich nur rasch eine Verschreibung für eine weitere Physiotherapie für meinen Rücken abholen. Es hilft mir so gut! Aber wo ich nun schon mal da bin, könnten Sie doch einen Blick auf mein Auge werfen. Es hat vor 3 Tagen angefangen und es schwillt immer weiter an. Heut früh hab ich es fast nicht aufgebracht! Und es schmerzt und spannt so entsetzlich.“ Sie kennen Herrn W. bereits seit einiger Zeit und wissen von seinen Vorerkrankungen (Adipositas, chron. -Wirbelsäulensyndrom). Keine Dauermedikation bisher. Das linke obere Augenlid ist sichtlich gerötet und v.a. am Lidrand geschwollen. Einschmelzung ist keine ersichtlich, allerdings ist es sehr druckempfindlich. Laut Patient besteht keine Visusveränderung. Wie lauten Ihre DD? Ist eine Therapie vonnöten und worauf ist besonders zu achten?
„Ich behandle ein Hordeolum mittels Gabe einer antibiotischen Augensalbe“
OÄ Assoc.-Prof. PD Dr. Christina Leydolt,
Univ.-Augenklinik, Wien
Die lokale schmerzhafte Schwellung und die Einseitigkeit des Befundes deuten in diesem Fall auf eine akute Entzündung des Lides hin, wobei ich am ehesten von einem Hordeolum (Gerstenkorn) ausgehe. Dies ist ein Liddrüsenabszess, der durch eine bakterielle Besiedelung und nachfolgende Entzündung einer Meibom-Drüse entsteht, deren Aufgabe im Normalfall die Produktion des lipidhältigen Anteils des Tränenfilms ist. Prädisponierende Faktoren für die Entstehung von Hordeola können verstopfte Ausführungsgänge der Liddrüsen, wie bei einer vorbestehenden Blepharitis (Lidrandentzündung) sein.