Steirer vor großer Spitalsreform
Vergangene Woche bestätigte der steirische Gesundheitslandesrat Mag. Christopher Drexler im Landtag, dass die Spitalsreform 2035 zu einer merklichen Reduktion der Spitalsstandorte führen werde.
Ein Artikel in der „Kleinen Zeitung“ Anfang März hatte es in sich: Von den derzeit 15 Landesspitälern könnten bis 2035 sieben bis zehn Häuser geschlossen werden. Im Gegenzug plane das Land rund 90 unterschiedlich ausgerichtete primäre Versorgungszentren für die Erstversorgung. Die Tageszeitung berief sich dabei auf von Expertenteams erstellte Reformkonzepte, in die sie „Einblick“ nehmen konnte. Von den Plänen würden mehrere Varianten kursieren, die von Institutionen wie dem Joanneum Research (Forschungsgesellschaft, zu 85 Prozent Landeseigentum, Anm.), der landeseigenen Spitalsholding KAGes sowie der Gesundheitsplattform erarbeitet worden seien.
Demnach stünden vor allem „Mini-Spitäler“ in den Regionen auf dem Prüfstand, wie u.a. entweder Voitsberg oder Deutschlandsberg bzw. Radkersburg oder Wagna. Spitäler an der Landesgrenze zum Burgenland wie etwa Hartberg könnten durch Bundesländer-Kooperationen Geschichte werden. Eventuell würden auch zwei neue Spitäler gebaut, in die freilich fünf bis sechs derzeitige LKHs konzentriert werden, wie einerseits Rottenmann, Schladming, Bad Aussee bzw. andererseits Judenburg, Knittelfeld und möglicherweise Stolzalpe.
Alles „reine Spekulation“, hieß es zunächst noch aus dem Büro von Gesundheitslandesrat Mag. Christopher Drexler auf MT-Anfrage. Vergangene Woche ließ die steirische Opposition aber dann nicht locker und brachte eine dringliche Anfrage im Landtag ein. Anfragestellerin Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) erklärte zwar, man sei nicht grundsätzlich gegen Reformen, aber unter dem Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) „ist uns schon einmal eine Kürzung als Reform verkauft worden“. 2004 hätten die öffentlichen Gesundheitsausgaben 7,6 Prozent des BIP betragen, 2014 waren es 8,2 Prozent, trotz demografischer Veränderungen. „Ich kann nicht glauben, dass in einem der reichsten Länder keine lückenlose qualitative Versorgung möglich sein soll“, sagte die KPÖ-Klubchefin.
Schließungen kommen, unklar ist wo
Auf Drängen der Opposition antwortete Drexler auf die Frage, ob es in der Steiermark zu Schließungen von Standorten kommen werden, mit „schlicht: ja“. Die Struktur der Spitalslandschaft sei rund 100 Jahre alt, er wolle gemeinsame Wege mit allen Beteiligten gehen. Die Sache sei allerdings „hochkomplex“. Als Beispiel nannte Drexler das Ärztearbeitszeitgesetz mit vermehrtem Personalbedarf ab 2021. Um ein neues hochtechnisches Gerät im LKH Leoben hätte man vor 50 Jahre ein halbes Spital gebaut. Details zu den Reformplänen wollte er nicht nennen, Ergebnisse würden in Wochen oder Monaten vorliegen. Festlegen wollte sich Drexler auch nicht bei den kolportierten Erstversorgungszentren. „Die Zahl von 90 Erstversorgungszentren wurde von mir nicht genannt. Dies vor allem deshalb, da vor einer genauen Festlegung zu den Primärversorgungszentren das Primary Health Care-Gesetz abzuwarten ist.“
ÄK: Geringere Arbeitsdichte nötig, sonst „Aufstand“
Seitens der Ärztekammer Steiermark hebt man positiv hervor, dass Gesundheitslandesrat Drexler wiederholt betont habe, alle Beteiligten in die Planung einbeziehen zu wollen. Zu den kolportierten Plänen möchte man nicht „im Detail“ Stellung nehmen, sondern die Diskussionen abwarten. „Grundsätzliches“ habe man aber schon zu sagen: „Der nächste Schritt nach der Reduktion der Arbeitszeit muss sein, die Arbeitsverdichtung zu mildern“, betont der steirische ÄK-Präsident Dr. Herwig Lindner gegenüber MT. Das sei ohne eine strukturelle Neuorganisation kaum denkbar, weil sich die Zahl der Ärzte „ja nicht beliebig erhöhen lässt, selbst wenn das Land bereit und in der Lage wäre, die Kosten dafür zu tragen“.
Diese Milderung der Arbeitsverdichtung müsse aber ohne Leistungsreduktion gelingen, stellt Lindner klar, „sonst gibt es einen Aufstand der Ärzteschaft und der Bevölkerung“. Das heiße aber auch, dass im extramuralen Bereich etwas passieren müsse. „Primärversorgungszentren in der bisher diskutierten Form greifen zu kurz. Echte Zentren sind nur im urbanen Bereich denkbar. Wir brauchen zusätzlich den Ausbau von Netzwerken, wie wir es mit Styriamed.net vorgezeigt haben, wir brauchen Gruppenpraxen, Job-Sharing – eben eine Vielfalt an Möglichkeiten, die für die Gegebenheiten in den einzelnen Regionen geeignet sind“, führt Lindner aus. „Und hier muss die Gebietskrankenkasse endlich aus der Lethargie heraus. Sie hat Mitverantwortung, die muss sie auch wahrnehmen“, setzt der ÄK-Chef nach. Die Steiermärkische Gebietskrankenkasse lässt auf MT-Anfrage wissen, dass sie noch keine Stellungnahme abgeben könne, „da wir mit den Plänen im Detail noch nicht vertraut sind“.