Ein Lkw-Fahrer kann kaum noch sitzen
Sie kennen Herrn F., Ihren nächsten Patienten, bereits von früher und wissen, dass er nur zum Arzt geht, wenn’s gar nicht anders geht. „Es ist mir wirklich unangenehm, darüber zu reden, aber ich halt das nicht mehr aus. Ich habe eine furchtbar juckende Stelle am After, die auch oft nässt. Außerdem stinkt dies gewaltig.“ Perianal zeigen sich bei der klinischen Untersuchung zwei ca. 1cm große eitrig-nässende Öffnungen mit deutlich entzündetem Wall. Die beiden Stellen fühlen sich nicht prall-elastisch an. Bei leichtem Druck entleert sich bereits faul riechender Eiter mit Kotbeimengung. Herr F. ist 45 J. alt und als Lkw-Fahrer tätig und sitzt daher täglich viele Stunden hinterm Lenkrad. Sport betreibt ihr Patient so gut wie gar nicht. Außer einem leichten Bluthochdruck sind keine Vorerkrankungen bekannt. RR 140/95mmHg, P 80, Temp 37,6°C. Wie können Sie Herrn F. helfen?
„Die Kotbeimengungen beweisen eine Verbindung zum Analkanal“
Prof. Dr. Wolfgang Frank
FA für Chirurgie, Salzburg, www.darm.org
Am wahrscheinlichsten liegt eine Analfistel vor, wobei auch ein spontan perforierter Perianalabszess in Frage käme. Die Kotbeimengungen beweisen jedoch eine Verbindung zum Analkanal bzw. zum Rektum, also eine innere Fistelöffnung. Diagnose: Diese lässt sich am schnellsten durch digitale Untersuchung bestätigen, wobei der Patient im Segmentvergleich das Berühren der inneren Fistelöffnung als „Missempfindung“ angibt. Weitere Diagnostik, neben der Fistelsondierung, wäre die Instillation eines Gemischs aus Methylenblau und Milch in die äußere Fistelöffnung bei eingeführtem Untersuchungsspekulum. Der Farbstoff tritt an der inneren Fistelöffnung aus. Selten bedarf es eines MRT, um den Fistelverlauf zu verifizieren, etwa bei Rezidiven oder hohen anorektalen Fisteln, die nach Rektumphlegmone und Entleeren eines Abszesses ins Rektum entstanden sind.