24. Juli 2015

Cytomegalievirus in Latenz halten

Dendritische Zellen dürften bei der Hemmung von Cytomegalieviren eine bislang unterschätzte Rolle spielen. Sie üben durch die Produktion von Interferonen eine antivirale Wirkung aus.

© HZI / Matthias Gunzer
Dendritische Zellen (grün), hier in der Interaktion mit T-Zellen (orange), üben durch die Produktion von Interferonen eine antivirale Wirkung aus.

 

Im Journal of Virology veröffentlichten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) eine Studie, der zufolge dendritische Zellen eine große Bedeutung bei der Hemmung von Cytomegalieviren (CMV) haben.

Interaktion zwischen Immunzellen und CMV-infizierten Zellen

Dendritische Zellen haben nach heutigem Kenntnisstand in erster Linie eine Funktion beim Erkennen eingedrungener Erreger. Diese Informationen geben sie an T-Zellen weiter und leiten damit eine Immunantwort ein. Darüber hinaus können dentritische Zellen aber auch selbst und ohne T-Zellen eine antivirale Wirkung entfalten und CMV hemmen.

In einem Ko-Kultur-System wurden von Helmholtz-Forschern sowohl infizierte als auch dendritische Zellen entweder gemeinsam mit oder ohne T-Zellen gezüchtet. Im Kontrollexperiment wurden nur T-Zellen zu den infizierten Zellen hinzugefügt. T-Zellen alleine konnten das Virus allerdings nicht aufhalten.

Julia Holzki, Doktorandin in der Arbeitsgruppe Immunalterung und Chronische Infektionen am HZI und Erstautorin der Studie, erklärte in einer Aussendung des Institits, dass dendritische Zellen diesen Effekt auch dann hätten, wenn sie erst nach der Infektion hinzugefügt wurden. Allerdings bewirkten die Zellen lediglich eine Hemmung des Virus und töteten es nicht ab. Sobald die dendritischen Zellen den Kontakt zu den infizierten Zellen verloren, wurde das ubiquitäre beta-Herpes-Virus wieder aktiv. Dendritischen Zellen übten nur dann eine antivirale Wirkung auf Zellen aus, wenn diese über Interferon-Rezeptoren verfügten.

Aus diesen Ergebnissen folgern die Wissenschaflter, dass  Interferone der Schlüssel zum antiviralen Effekt der dendritischen Zellen und zur Hemmung von Cytomegalieviren sind.

Allerdings scheinen noch weitere Faktoren daran beteiligt zu sein, welchen die Forscher nun auf den Grund gehen möchten. Gelingt dies, könnten dendritische Zellen zukünftig gezielt eingesetzt werden, um Cytomegalieviren dauerhaft in der Latenzphase zu halten und somit zu verhindern, dass sie zur Gefahr werden. Darüber hinaus testen die deutschen Forscher, ob dendritische Zellen auch bei anderen Viren eine ähnliche Funktion übernehmen können.

Julia Katharina Holzki, Franziska Dağ, Iryna Dekhtiarenko, Ulfert Rand, Rosaely Casalegno-Garduño, Stephanie Trittel, Tobias May, Peggy Riese, Luka Čičin-Šai
Type I IFN released by Myeloid Dendritic Cells reversibly impairs Cytomegalovirus replication by inhibiting immediate early gene expression
Journal of Virology, Accepted manuscript posted online 22 July 2015, doi: 10.1128/JVI.01459-15

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung