15. Juli 2015

MERS-CoV: Reicht ein einziger Impfstoff?

Möglicherweise reicht ein einziger Impfstoff aus, um alle momentan bekannten genetischen Linien des MERS-Coronavirus (MERS-CoV) effektiv zu bekämpfen.

 

Im Journal of Clinical Microbiology wurde eine Studie von Forschern der Universität Bonn und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) publiziert, deren Resultate vermuten lassen, dass womöglich mit einem einzigen Impfstoff sämtliche momentan bekannten genetischen Linien des Middle East Respiratory Syndrome (MERS-CoV) effektiv bekämpft werden können.

Auch wenn die aktuell zirkulierenden MERS-Coronavirus-Erreger nicht mit den für die Erkrankungswelle in Südkorea verantwortlichen Viren identisch sind, gibt es einen Hoffnungsschimmer im Kampf gegen das MERS-Coronavirus. Insgesamt wurden weltweit bislang 23 MERS-CoV-Varianten isoliert, davon 20 im Rahmen einer aktuellen deutschen Studie.

Die Forscher untersuchten drei Isolate aus den genetischen Hauptlinien, indem sie die entsprechenden Viren mit Blutserum von Patienten aus Saudi-Arabien, die eine MERS-Infektion überstanden hatten, versetzten. Sie konnten belegen, dass die Antikörper in der Lage waren, jedes Virus-Isolat effizient zu neutralisieren. Mit dem MERS-Erreger infizierte Patienten waren anschließend gegen alle drei ausgewählten Virus-Linien immun.

Bislang wurden MERS-Viren im Labor gezüchtet, indem der Erreger Affenzellen gezüchtet wurden, die anschließend mit Patientenmaterial infiziert wurden, um die Viren im Reagenzglas zu vermehren. Allerdings erwiesen sich wenige Isolate als effizient, weshalb die Forscher für ihre Experimente zusätzlich eine humane Darmzelllinie einsetzten, in denen die Infektionsrate deutlich höher war.

Den Forschern gelang der Nachweis, dass das Immunsystem nach einer Infektion Antikörper in die Atemwegs-Sekrete abgibt, obwohl üblicherweise Nase und Bronchialtrakt der Haupteinfallsweg für MERS-Viren sind. Es wurde festgestellt, dass die Antikörper diese Eintrittspforte effizient schützen. Allerdings entsteht dieser Schutz erst im Laufe einer Infektion oder auch nach einer Impfung. Trifft das Virus den Organismus hingegen unvorbereitet, stellt es eine große Gefahr dar. Seit seiner Entdeckung im Jahr 2012 infizierten sich bereits mehr als 1.100 Personen, dabei kam es zu 439 Todefällen.

Die Experten vermuten, dass viele Infektionen meist unbemerkt verlaufen. Im Gegensatz zum SARS-Coronavirus dürfte es vermutlich auch nicht sonderlich infektiös sein. Damit es zu einer Epidemie kommt, müssen besondere Faktoren zusammentreffen. Die bisherigen Epidemien dürften vor allem auf mangelhafte Krankenhaus-Hygiene zurückzuführen sein.

Doreen Muth, Victor M. Corman, Benjamin Meyer, Abdullah Assiri, Malak Al-Masri, Mohamed Farah, Katja Steinhagen, Erik Lattwein, Jaffar A. Al-Tawfiq, Ali Albarrak, Marcel A. Müller, Christian Drosten, Ziad A. Memish
Infectious MERS-Coronavirus excretion and serotype variability based on live virus isolates from patients in Saudi Arabia
Journal of Clinical Microbiology; Accepted manuscript posted online 8 July 2015, doi: 10.1128/JCM.01368-15

Quelle: Universität Bonn