Dr. Stelzl: „Must-have gibt´s nicht!“
Der Dalai Lama sagt, man muss zufrieden sein, hab ich gerade irgendwo gelesen. Armer alter Mann, den Spruch will heutzutage wahrscheinlich niemand mehr hören. Die Idee hat er ja nicht erfunden. Auch in unserem soziokulturell-religiösen Erbe spielten Zufriedenheit und Dankbarkeit eine Rolle. Eine mittlerweile immer kleiner werdende. Übrig geblieben ist das Erntedankfest, das eine nette folkloristische Kuriosität darstellt. Ein tägliches Dankgebet oder tägliche Zufriedenheit sind out. Ja nicht nur out, sondern sogar extrem kontraproduktiv. „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“, könnte man ein bisschen umändern in „Stellen Sie sich vor, es ist Ausverkauf und keiner geht hin“ oder „Release des neuen iPhones“ oder „Vorstellung der neuen Herbstkollektion“ oder oder oder. Undenkbar.
Unser Wirtschaftssystem würde zusammenbrechen, wären wir dankbar für das, was wir haben, und noch schlimmer: zufrieden mit dem Status quo. Stagnation und Stillstand wären die Folge und dadurch Zusammenbruch und Katastrophe, bläut man uns ein. Deshalb muss weiter gekauft werden, weiter gewünscht werden und weiter gewollt werden. Zufriedenheit ist ganz schlecht. Sonst würden wir wahrscheinlich ruhiger werden, gelassener und glücklicher. Und auch selbstbestimmter. Und dann wird’s gefährlich. Jedes Mal, wenn ich beim Frisör oder beim Zahnarzt irgendeine Zeitschrift in die Hände kriege, wundere ich mich, was ich heuer alles haben müsste.