Fall der Woche: Ein schwacher Strahl und fehlende Leere
Herr M. kommt etwas widerwillig auf Drängen seiner Frau zur Vorsorgeuntersuchung und erklärt Ihnen, dass es ihm sehr gut gehe und er keinerlei Beschwerden habe. Beim näheren Nachfragen gesteht er Ihnen etwas kleinlaut: „Naja, wenn Sie mich so direkt fragen, habe ich schon seit einigen Monaten das Gefühl, der Harnstrahl ist schwächer geworden. Oft habe ich auch das Gefühl, die Blase habe sich nicht ganz geleert. Aber da ich keine Schmerzen habe und ja auch nicht mehr der Jüngste bin, dachte ich mir, das sei normal.“ Herr M. ist Rentner und 78 Jahre alt. Vor 8 Jahren hatte er einen Herzinfarkt, von dem er sich eigentlich ganz gut erholt hat. RR unter Antihypertensiva stabil bei 135/85mmHg. Die tags zuvor duchgeführte Blutuntersuchung zeigte keine gröberen Auffälligkeiten, der PSA liegt bei 7,6ng/ml. Welche Therapie können Sie Herrn M. angedeihen lassen, um seine Beschwerden etwas zu mildern?
„Eine Biopsie zur Abklärung eines Karzinoms ist absolut nicht angezeigt“
Prim. Dr. Gottfried Pfleger
FA f. Urologie, Abteilungsvorstand Urologie, A.ö. Krankenhaus Oberwart
Die spontanen Angaben des Patienten lassen mich zunächst an eine Prostatahyperplasie denken. Diese Arbeitsdiagnose muss allerdings durch eine genauere Anamnese (z.B. Nykturie, Drangsymptomatik, Inkontinenz, postmiktionelles Dribbling, Neigung zu Harnwegsinfekten) und eine klinische Untersuchung bestätigt werden. Der International Prostate Symptom Score (IPSS) hilft, den Schweregrad einzuschätzen, und ist auch zur Verlaufskontrolle unter Therapie geeignet. Die urologische Basisdiagnostik umfasst einen Harn-Streifentest, Ultraschall von Blase und Niere, klinische Untersuchung von äußerem Genitale und transrektalen Tastbefund der Prostata.