11. Mai 2022Handlungsanweisung

PRAEVENIRE Weißbuch „Gesundheitsstrategie 2030“ fordert Politik erneut zum Handeln auf

In der neuen Auflage des Weißbuchs werden in 16 Kapiteln konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik gestellt. Brennendstes Thema: Pflege und Betreuung. Anlässlich des Tages der Pflege am 12. Mai präsentiert PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling mit weiteren Experten fünf konkrete Forderungen aus dem Weißbuch.

Agenda 2030 im Lightbox-Design mit dunklem Grunge-Feeling
iStock/LazingBee

Es ist 64 Seiten schwer, enthält 16 Kapitel, 87 Forderungen und vereint das Wissen von über 800 Experten. Die Rede ist vom PRAEVENIRE Weißbuch und dessen Gesundheitsstrategie 2030, die nun in der zweiten Ausgabe weiterentwickelt wurde.

Darin enthalten sind Forderungen und Handlungsempfehlungen, die an die Politik gerichtet sind. Im Fokus: der Patient. „Wir stellen ausschließlich die PatientInnen und deren Versorgung in den Mittelpunkt. Der Maßstab muss daher die demografische Entwicklung der Bevölkerung und die Patientenströme sein sowie die zentrale Frage, wie man sie bestmöglich und wohnortnah versorgen kann“, so PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling, der kürzlich bei einer Pressekonferenz einen Auszug aus dem Weißbuch präsentiert hatte.

Die 16 Kapitel behandeln unter anderem die Themen Ausbildung, Wissenschaft, Prävention, Systemstruktur sowie das wohl derzeit brennendste Thema: Pflege und Betreuung.

5 Handlungsempfehlungen am Tag der Pflege

Mag. Elisabeth Potzmann | Dr. Hans Jörg Schelling | Dr. Bernhard Rupp, MBA (C)Praevenire

Das meint auch Schelling anlässlich des Tages der Pflege am 12. Mai, nicht ohne Vehemenz. Im Detail ausgearbeitete Handlungsempfehlungen für die Pflegereform lägen schließlich schon längst am Tisch der Politiker, aber „statt endlich zu handeln, werden immer neue Arbeitskreise, Evaluierungen und Ankündigungen vorgeschoben“, so Schelling. „Dabei wäre längst bekannt, was zu tun wäre, und zwar seit Oktober 2020.“

Gemeinsamer Tenor der Forderungen: Ein solidarisches Gesundheitssystem muss einzig die PatientInnen und ihre Bedürfnisse und nicht die Partikularinteressen einzelner Akteure in den Mittelpunkt stellen.

Anlässlich des Tages der Pflege betonen Schelling, Dr. Bernhard Rupp, MBA, Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik, und Mag. Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, folgende fünf Punkte aus dem Weißbuch:

Pflegereform umsetzen

„Die Pflegereform in Österreich ist schnellstens umzusetzen! Alle Parameter sind bekannt, und welche Schritte zu setzen sind, zeigt nicht zuletzt nochmals das entsprechende Kapitel im PRAEVENIRE Weißbuch ‚Gesundheitsstrategie 2030‘ mit konkreten Handlungsempfehlungen und dem Rat der daran beteiligten Expertinnen und Experten“, so Schelling.

Pflege- und Betreuungsbedarf ermitteln

„Um den Ausbau von Pflegedienstleistungen vorausschauend und nachhaltig planen zu können, braucht es als Grundlage eine wissenschaftlich fundierte Personalbemessungsmethode, die alle Pflegesettings berücksichtigt ─ sowohl die stationäre Pflege in Spitälern und Pflegeeinrichtungen als auch die mobilen Pflegedienste und die 24-Stunden-Betreuung“, so Bernhard Rupp. Zudem seien für die Berechnung des Pflegebedarfs nicht nur direkte gesundheitspolitische Steuerungsmaßnahmen, sondern auch sozioökonomische Einflussfaktoren wie der gestiegene Erwerbsdruck der Haushalte, der Familienstrukturen und der Wohnsituationen zu berücksichtigen.

Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen verbessern

„Eine Ausbildungsoffensive starten und ausreichend Plätze finanzieren!“, fordert Schelling. Das Ausbildungssystem in Österreich gewährt die Durchgängigkeit von der Pflegeassistenz bis zum Doktorat. Wichtige Schritte sind die Überführung des Pilotprojekts BHS für Pflege und Sozialbetreuung in das Regelschulwesen, eine verbesserte regionale Kooperation zwischen Fachhochschulen und Gesundheits- und Krankenpflegeschulen sowie eine österreichweit einheitliche Regelung für die Durchlässigkeit zwischen Assistenzberufen und den gehobenen Diensten in Pflege und MTD-Berufen. Weiters ist die Anzahl der Ausbildungsplätze stark anzuheben.

Betreuende Angehörige unterstützen

„Über 80 Prozent der PflegegeldbezieherInnen werden zu Hause versorgt. Neben der Bereitstellung von Orientierungshilfen und praktischen Informationen zum Gesundheitssystem braucht es rasch Unterstützungs-, Förder- und Schulungsmöglichkeiten für jene Menschen, die Betreuungsaufgaben übernehmen wollen“, fordert Rupp.

Community Nursing in Regionen einbinden

„Community Nurses sind ein Schlüsselelement in der Versorgung. Sie agieren als NahtstellenmanagerInnen, indem sie Versorgungslücken schließen, Beratung anbieten, Behördenwege übernehmen und insgesamt die Lebensqualität von Pflege- und Betreuungsbedürftigen sowie deren Angehörigen erhöhen“, sagt Potzmann.

Prävention mitdenken

Der abschließende Appell aller Experten betrifft jedoch auch die Pflegeprävention: Diese dürfe nicht zu kurz kommen. Pflegebedürftigkeit sollte von vornherein vermieden werden. Neben Verhaltensprävention müsse auch auf Verhältnisprävention gesetzt werden. Gesundheitsförderung und Prävention sollten somit gleich bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen, Wohnumfeld oder auch Pflegeheimen mitgedacht werden.

Das PRAEVENIRE Weißbuch „Gesundheitsstrategie 2030“ des Vereins PRAEVENIRE – Gesellschaft zur Optimierung der solidarischen Gesundheitsversorgung wird im Rahmen der 7. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten vom 18. bis 20. Mai 2022 präsentiert. Weißbuch und Programm unter:
www.praevenire.at