Gesundheitsminister Mückstein tritt zurück
Mit Dr. Wolfgang Mückstein tritt innerhalb von knapp einem Jahr der zweite grüne Gesundheitsminister zurück. Auch der mögliche Nachfolger steht schon so gut wie fest: Johannes Rauch, bisher Umweltbundesrat in Vorarlberg, soll es für die Grünen richten.
Zuletzt hatte man es ihm schon angesehen, dass ihm der Job als Gesundheitsminister keine Freude mehr machte. Heute, am 3. März 2022, war es dann so weit: Dr. Wolfgang Mückstein, B.Ac., legte das Amt nach nicht einmal einem Jahr zurück. War er im April 2021 nach dem gesundheitsbedingten Rücktritt von Rudolf Anschober als rettende Kraft eingesprungen, ist ihm nun selbst die Kraft ausgegangen. In seiner Rücktrittsrede wies Mückstein auf die nicht zu unterschätzende persönliche Belastung im Job als Gesundheitsminister hin.
„Mir war immer genau bewusst, worauf ich mich einlasse, und mir ist ebenso bewusst, dass man den Job als Gesundheitsminister nur dann ausüben kann, wenn man jeden Tag 100 Prozent geben kann“, erklärte Mückstein, „In den letzten Wochen habe ich zunehmend bemerkt, dass ich diese 100 Prozent nicht immer leisten kann, was mich an den Punkt bringt, meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden zu können.“ So habe er die ständigen Bedrohungen, etwa von Impfgegnern, als extrem belastend für sich und seine Familie erlebt. „Es nagt an einem, wenn die eigene Wohnung rund um die Uhr von der Polizei bewacht werden muss, wenn man das Haus nur mehr mit Personenschutz verlassen kann und das über mehrere Monate. Das will man nicht lange und das hält man nicht lange aus“, sagte der Ex-Minister. Damit sei für ihn der Tag gekommen, an dem er sein Amt als Gesundheits- und Sozialminister zurücklege.
Vom Arzt zum Minister
Vor seinem Amtsantritt als Gesundheits- und Sozialminister war Mückstein Mitbegründer des ersten Primärversorgungszentrums in Wien, der „Medizin Mariahilf“. Auch in der Wiener Ärztekammer, in der er seit 2008 Mandatar war, war er Referent für Primärversorgungseinheiten sowie für Gruppenpraxen und neue Niederlassungsformen. Bei den türkis-grünen Regierungsverhandlungen hatte Mückstein das Kapitel Gesundheit und Soziales mitverhandelt.
Ein großes Anliegen des Vaters zweier Töchter war es, dass sozial Schwache in der Pandemie nicht zu kurz kommen sollten. So trugen einige Hilfspakete seine Handschrift. Ansonsten war sein Spielraum, wohl auch der Pandemie geschuldet, eher eingeschränkt. Und auch hier ging das Wechselspiel mit dem Koalitionspartner, der Wirtschaft, der eigenen Partei und den Landeshauptleuten nicht immer zu seinen Gunsten aus. Dass er in seiner Funktion als Gesundheitsminister mehrmals Öffnungsschritte verteidigen musste, die er als Arzt für verfrüht hielt, ist schon seit Langem kein Geheimnis mehr.
Rauch soll es richten
Auch ein möglicher Nachfolger ist schon im Gespräch. So soll der Vorarlberger Umweltlandesrat Johannes Rauch die Agenden von Mückstein übernehmen. Rauch ist Mitbegründer des Grünen Forums in Rankweil, seit dem Jahr 2000 ist er Landtagsabgeordneter in Vorarlberg, seit 2004 leitete er auch den Grünen Landtagsklub als Klubobmann. Seit der Landtagswahl 2014, bei der die Grünen in Vorarlberg stark dazugewinnen konnten, ist er Mitglied der schwarz-grünen Regierungskoalition in Vorarlberg. Dort unterstanden ihm die Ressorts Umwelt, Klimaschutz, Klimaweltanpassung, Energie, Öffentlicher Verkehr und Radwege, Eisenbahninfrastruktur, Radinfrastruktur, Abfallwirtschaft, Informatik, sowie Maschinenbau und Elektrotechnik. Von Koglers Anfrage, die Gesundheitsagenden in Wien zu übernehmen, soll der designierte Gesundheits- und Sozialminister zunächst wenig begeistert gewesen sein, sagte dem Vernehmen nach dann aber aus Freundschaft zu Kogler doch zu. Bis Redaktionsschluss war die Übernahme des Gesundheits- und Sozialressorts durch Johannes Rauch allerdings von offizieller Seite noch nicht bestätigt.