22. Nov. 2019

Manchmal könnte ich heulen. Heute zum Beispiel.

Gerade bin ich aus der Ordination gekrochen, es ist schon lange finster, hab mir einen Tee gemacht und starre ins Leere. Nicht dass ich meinen Job nicht mögen würde, aber an manchen Tagen denke ich, dass ich vielleicht nicht dafür gemacht bin. Oder dass ich vielleicht zu wenige bin, es bräuchte mindestens vier weitere, um damit fertig zu werden. Natürlich bin ich irgendwie fertig geworden, irgendwann wollen die Patienten ja schließlich auch nach Hause und schlafen gehen.

T wie Tragödien

Aber der Tag war so voller echter Tragödien. M. ist völlig fertig, ihre beste Freundin wird am Herzen notoperiert, heute schon wieder, bei der OP gestern gab’s Komplikationen. Herr P. kann vor Schmerzen kaum noch, trotz Hochdosen von Hydal® und Dronabinol. Eine Zwanzigjährige wird immer dünner, ob das der Tumor oder die Chemo ist? U. ist wieder einmal (fast?) suizidal. E. hat vom Tod ihrer Schulfreundin erfahren und W. seinen Vater verloren. Das Wartezimmer wird immer voller, ich beschließe, einfach mal ein paar kurze Termine abzuarbeiten, damit es sich wieder leert. Ich rufe Frau I. nur schnell zum Impfen ins Sprechzimmer.

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.
Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune