6. Dez. 2019

Es gibt noch Mediziner, die etwas leisten möchten

Vor ein paar Jahren suchte ich nach einer Praxisvertretung. Y., die mich bis dahin gelegentlich vertreten und auch während eines Krankenhausaufenthalts den Laden supergut am Laufen gehalten hatte, war endlich ausreichend mit der eigenen Wahlarztpraxis beschäftigt. Y. war medizinisch gut drauf, nett zu den Patienten, effizient und einfach toll. Ich wusste, es würde für die nächste nicht leicht werden.

E wie Einstellungssache

Also begann die Suche und neue Ärztinnen geisterten durch mein Sprechzimmer. Glücklicherweise kontrolliere ich immer nach, was in meiner Praxis so läuft. Deshalb konnte ich eine Patientin auch davon abhalten, Mysoline® (ein Antiepileptikum) statt Myolastan® (einen Muskelentspanner) zu schlucken. Die Kollegin, die mich vertreten hatte, hat das so rezeptiert. „Wieso?“ „Weil es so ähnlich klingt.“ Auf meine höfliche Frage, ob sie überhaupt eine Ahnung hätte, was drin wäre, kam ein Nein. Auf meine Anregung: „Nachsehen im Austria Codex oder bei Google?“, ein Schulterzucken. „Wozu? Ich habe gedacht, das passt schon so.“ Nun habe ich nichts gegen Selbstbewusstsein und Überzeugtheit von den eigenen Fähigkeiten. Aber man kann das auch übertreiben. Ich suchte weiter.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune