Was tun mit der schmerzhaften Fußsohle?

Der Fall. „Seit einigen Monaten – eigentlich nach unserem Umzug – habe ich diese Schmerzen im linken Fuß“, schildert Ihnen Herr F. (Anfang 40, Büroangestellter) seine Beschwerden. „Eigentlich sind die Schmerzen direkt auf der Fußsohle bzw. an der Ferse und sind am schlimmsten in der Früh oder wenn ich aufstehe nach längerem Sitzen. Es schmerzt und sticht für einige Minuten vor allem in der Ferse und den Waden, dann wird es etwas besser. Anfangs dachte ich, das war von der vielen Schlepperei beim Umzug, auch wenn ich nicht umgeknöchelt bin oder so. Aber es geht jetzt schon seit knapp einem halben Jahr, da sollte es doch langsam besser werden.“ Herr F. zeigt in der klinischen Untersuchung bis auf einen Senk- und Plattfuß keine gröberen Auffälligkeiten. Kein Trauma, keine rezenten Infekte, keine Dauermedikation. Welche Untersuchungen führen Sie durch und was vermuten Sie? Wie können Sie Herrn F. helfen? (ärztemagazin 10/19)

„Die lokale Infiltration mit Cortison sollte zurückhaltend durchgeführt werden“

Univ.-Prof. Dr. Gerald E. Wozasek
FA für Orthopädie und Traumatologie FA für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger

KLINISCH HANDELT es sich um eine Reizung der Sehnenplatte an der Fußsohle. Der Beginn der Beschwerden ist schleichend und tritt anfangs nur bei Belastung auf, später auch typischerweise morgens beim Aufstehen, verschwindet oft nach kurzer Gehdauer. Bei der Untersuchung zeigt sich ein typischer Befund mit lokalem Druckschmerz unter der Ferse am Ansatz der Sehnenplatte. Folgende bildgebende Verfahren sollten im Rahmen der Abklärung durchgeführt werden:

  1. Röntgen: In der seitlichen Aufnahme des Fußes findet sich bei der Hälfte der Patienten ein Fersensporn am Fersenbein.
  2. Ultraschall: Im Längsschnitt kommt eine verdickte Sehnenplatte zur Ansicht, die beim Gesunden ein Dicke von 3 bis 4mm aufweist.
  3. Magnetresonanztomographie: Hierbei kann eine exakte Lokalisation und das Ausmaß der Entzündung ausgemacht werden.

Die Behandlung ist zunächst konservativ mit Dehnungsübungen der Waden- und Fußsohlenmuskulatur. Ebenso sind Schuheinlagen, die das Längsgewölbe abstützen und die Sehnenplatte entlasten, hilfreich. Heilmassagen mit Querfriktion am Sehnenansatz sind anfangs oft unangenehm, helfen jedoch bei der Schmerzlinderung. Die extrakorporale Stoßwellentherapie hat in der physikalischen Behandlung zur Schmerzreduktion zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mit der Röntgenentzündungsbestrahlung kann in vielen Fällen Schmerzfreiheit erzielt werden, jedoch mit dem Nachteil der Strahlenbelastung. Die lokale Infiltration mit Cortison wird gerne angewendet, sollte jedoch zurückhaltend durchgeführt werden. Medikamentös sind entzündungshemmende Medikamente zu bevorzugen. Eine operative Einkerbung des Sehnenansatzes ist auf wenige Fälle als letzter Schritt einzusetzen.

„Als Therapie stehen alle konservativen Maßnahmen im Vordergrund“

Ing. Dr. Thomas Vögele, MMSc DO
FA für Orthopädie und Traumatologie FA für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
www.osteomed.at 

DIE FACHWERKS-GEOMETRIE des Fußes setzt die Plantarfaszie (Aponeurosis plantaris) permanent unter Stress und Scherkräfte auf diese Struktur haben bereits das Fußgewölbe verändert. Diese multifaktorielle Genese indiziert häufig eine Plantarfasziitis oder einen Fersensporn. Differentialdiagnostisch ist auch an eine gutartige, schmerzhafte Fibromatose (M. Ledderhose) an der Fußsohle zu denken. Nicht wahrscheinlich sind knöcherne Deformitäten, Achillessehnenansatzveränderungen bzw. Rückfußdeformation oder ein Tarsaltunnelsyndrom. Auch entzündliche Prozesse sind in dieser Ätiologie eher nachrangig zu betrachten. Der Fokus der Untersuchung ist auf klinische Tests, das Abtasten und Aufsuchen von Druck- und Schmerzpunkten zu richten. Dies erfolgt immer im Vergleich, im Bereich der knöchernen Prominenz des plantaren Calcaneus, des Subtalargelenkes, des Achillessehnenansatzes und der Bursa achillii.

Kann eine Tendinopathie sowie eine Anomalie am Fersenfettpolster ausgeschlossen werden, bleibt eine Fußsohlenreizung (Plantarfasziitis) versus Fersensporn als eine medialseitige Knochenhautentzündung am plantaren Tuber calcanei abzuklären. Additiv kommen apparative diagnostische Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder CT und MRT zum Einsatz. Eine fehlende Ossifikation am Calcaneushöcker im seitlichen Röntgen schließt einen akuten Fersensporn eher aus. Eine im Ultraschall und MRT dargestellte vermehrte Vaskularisation der Weichteile oder Verdickung der Plantarfaszie erklärt eine floride Entzündung mit subjektiv erhöhtem Schmerzempfinden. Als Therapie stehen alle konservativen Maßnahmen im Vordergrund. Primäres Ziel sind Schmerzreduktion und eine geschmeidige Sehne der Fußsohle und der ischiocruralen Muskelgruppe. Eine physikalische Therapie, Gangschulung, komplementär Osteopathie, aber auch psychosomatische Sensibilisierung des Patienten sind wertvoll. Ergänzend sei erwähnt, dass auch orthopädische Hilfsmittel, eine Medikamentengabe und eine Stoßwellentherapie Erleichterung bringen können. Zurückhaltung ist bei operativem Eingriff geboten.

„Die klinische Untersuchung darf nicht nur auf die Füße beschränkt sein“

Dr. Claudia Wainke
Ärztin in der Notaufnahme der Rudolfstiftung 

EINE AUSFÜHRLICHE Anamnese und der Schmerzcharakter geben einen deutlichen diagnostischen Hinweis. Die Schmerzen werden plantar, stechend und am stärksten in der Früh nach dem Aufstehen, also nach Immobilisation, beschrieben; eine Besserung der Beschwerden erfolgt durch Bewegung. Weiters ist bei unserem Patienten ein Senk-Spreizfuß bekannt, der als häufiger Risikofaktor eine Entzündung der Plantarfaszie begünstigt. Durch eine chronische Reizung, zum Beispiel aufgrund einer Fehlstellung, kann es zu Kalziumeinlagerung und folglich schmerzhaften Veränderungen im Fasziengewebe kommen. Mit der Verdachtsdiagnose Plantarfasziitis im Kopf führe ich eine beidseitige klinische Untersuchung durch, die sich nicht nur auf die Füße beschränken sollte, da die Ursache für die Beschwerden weiter proximal liegen können. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier der Achillessehne und der Gesäßmuskulatur, da Pathologien dieser Strukturen zu Fehlbelastungen und einer schmerzhaften Reizung der Plantarfaszie führen können. Zu guter Letzt muss auch das Gangbild beurteilt werden.

Trotz der Anamnese, die eine Plantarfasziitis vermuten lässt, muss als Differentialdiagnose auch ein Fersensporn in Betracht gezogen werden. Dieser stellt eine Verknöcherung der Sehnenansätze der Ferse dar. Um meine Diagnose zu sichern und einen Fersensporn auszuschließen, ist ein Röntgenbild zur Darstellung eventueller Verknöcherungen oder Fehlstellungen indiziert. Außerdem stelle ich eine Überweisung für eine Ultraschalluntersuchung aus. Diese Bildgebung gibt Auskunft über die Dicke der Plantarfaszie, ermöglicht eine Beurteilung der Achillessehne, sowie einen Befund der Schleimbeutel. Darüber hinaus ist sie ein gutes Mittel für die Verlaufskontrolle. Die Therapie richtet sich nach den Ursachen. Akut zur Schmerzbehandlung können NSAR verschrieben werden. In unserem Fall überweise ich den Patienten für eine fachärztliche Begutachtung und gegebenenfalls eine Verschreibung von Einlagen zum FA für Orthopädie.