ESMO 2019: Chemo-Immun-Kombi verdoppelt Komplett-Ansprechen bei Blasenkrebs
Die Erstlinientherapie mit Atezolizumab und Chemotherapie ist einer alleinigen Chemotherapie beim Blasenkarzinom überlegen (Grande E et al., Abstract LBA14_PR). Das zeigten die Ergebnisse der im Presidential Symposium III des ESMO-Kongresses 2019 vorgestellten IMvigor130-Studie.
Das Risiko einer Progression konnte mit der Kombination aus Atezolizumab und platinhaltiger Chemotherapie um 18 Prozent reduziert werden. Das mediane progressionsfreie Überleben lag bei 8,2 vs. 6,3 Monate mit Atezolizumab/Platin-Chemotherapie vs. Placebo/Platin-Chemotherapie (HR 0,82; p=0,007).
Die Interimsanalyse des Gesamtüberlebens zeigte einen Trend für ein besseres Ergebnis in der Kombinationsgruppe vs. Chemotherapie alleine (16 vs. 13,4 Monate). Bei Patienten, die eine Überexpression von PD-L1 aufwiesen, zeigte sich in der Gesamtüberlebensanalyse zudem ein Trend zugunsten einer Monotherapie mit Atezolizumab vs. Chemotherapie (15,7 vs. 13,1 Monate). Die Gesamtansprechrate lag bei 47 vs. 23 vs. 44 Prozent mit der Kombination vs. Chemotherapie vs. Atezolizumab. Die Rate eines kompletten Ansprechens betrug 13 vs. sechs vs. sieben Prozent. Innerhalb der Studie wurden 1.213 Patienten im Verhältnis 1:1:1 zu Atezolizumab/Chemotherapie vs. Atezolizumab vs. Placebo/Chemotherapie randomisiert. Progressionsfreies und Gesamtüberleben nach Beurteilung durch die Prüfärzte wurden als koprimäre Endpunkte untersucht.
Erstautor Dr. Enrique Grande, Madrid, Spanien, erklärt, dass die Nebenwirkungen der Kombinationstherapie konsistent mit jenen aus anderen Studien mit soliden Tumoren seien. „Das ist eine neue Option für die Erstlinientherapie bei metastasiertem Urothelkarzinom. Längeres Follow-up im Hinblick auf das Gesamtüberleben ist notwendig. Weiters werden wir fortlaufend nach Biomarkern suchen, um jene Patienten zu identifizieren, die am besten auf diese Therapie ansprechen“, so Grande.
Vielversprechend, aber Zulassung fraglich
ESMO-Sprecher Dr. Ignacio Duran, Santander, Spanien, hält die Ergebnisse des progressionsfreien Überlebens für vielversprechend, aber möglicherweise nicht ausreichend für eine Zulassung. „Die Daten zum Gesamtüberleben aus der Interimsanalyse sind derzeit noch unreif. Um die Kombination als neue Standardtherapie zu erwägen, sind die Daten zum Gesamtüberleben nach längerem Follow-up notwendig.“
Duran betont, dass ein komplettes Ansprechen in der Kombinationsgruppe etwa doppelt so wahrscheinlich war wie in den beiden Monotherapie-Gruppen. „Das ist bemerkenswert. Wir sind nun gespannt, ob Patienten länger und mit ähnlicher Lebensqualität leben, wenn sie die Kombinationstherapie erhalten, im Vergleich zu jenen, die eine Chemo- und Immuntherapie allein oder sequenziell bekommen.“
Quelle:
ESMO 2019 Congress