Kommt die Impfung gegen Chlamydien?
Eine in The Lancet Infectious Diseases publizierte Phase-I-Studie zeigt, dass ein neuer Impfstoff sicher ist und Immunreaktionen gegen Chlamydien auslöst.
Chlamydia trachomatis ist der häufigste Erreger sexuell übertragbarer Infektionen. Bei einer von sechs Frauen steigt eine zervikale Chlamydieninfektion auf und verursacht Eileiterentzündungen, die zu Unfruchtbarkeit und ektopischen Schwangerschaften führen können. Chlamydieninfektionen während der Schwangerschaft können zudem das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Fehlgeburten, Totgeburten und Frühgeburten erhöhen. Trotz etlicher nationaler Vorsorge- und Screeningprogramme, sowie einer verfügbaren Antibiose, ist die Häufigkeit von Chlamydieninfektionen weltweit seit einigen Jahren konstant, mit etwa 131 Millionen Neuerkrankungen jährlich. Da drei von vier Infektionen symptomlos verlaufen, dürfte diese Zahl noch deutlich größer sein. Die meisten Neuinfektionen finden bei Teenagern und jungen Erwachsenen statt.
Frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen auf Chlamydieninfektionen eine teilweise oder zeitliche begrenzte natürliche Immunreaktion ausbilden. Nun wurde der erste Impfstoff gegen Chlamydien in einer Phase-I-Studie getestet.1 Die Studie wurde Anfang August im Fachjournal Lancet Infectious Diseases (Impact Factor 27,5) veröffentlicht.
Mukosa-spezifische langlebige Immunreaktion
Die Studie analysierte, ob der Impfstoff CTH522, der auf Basis des chlamydialen Major Outer Membrane Proteins entworfen wurde, sicher ist und Immunreaktionen gegen den Keim hervorrufen kann. Zusätzlich verglich die Forschergruppe zwei unterschiedliche Formulierungen des Impfstoffs – eine davon mit CAF01-Liposomen, die bekannt dafür sind, die zell-vermittelte Immunität zu unterstützen, und die andere mit Aluminiumhydroxid, das die Bildung von Antikörpern fördert.
Die insgesamt 35 teilnehmenden Frauen ohne Chlamydien-Infektion wurden auf drei Gruppen aufgeteilt: 15 Frauen erhielten die Impfung mit Liposomen, 15 jene mit Alumuniumhydroxid, und fünf Teilnehmerinnen erhielten lediglich Kochsalzlösung als Placebo. Die Impfstoff-Dosen wurden dreimal intramuskulär appliziert, anschließend erfolgte eine intranasale Booster-Gabe mit dem Impfstoff ohne Adjuvans, beziehungsweise dem Placebo.
Beide Formulierungen der Impfung riefen bei allen Teilnehmerinnen eine Serokonversion von gegen CTH522 gerichtetem IgG hervor, wohingegen keine Teilnehmerin in der Placebogruppe eine solche zeigte. Dabei ging die IgG-Bildung mit der Formulierung mit CAF01-Liposomen etwas schneller von statten als mit Aluminiumhydroxid; außerdem führten die Liposomen zu erhöhten IgG-Titern und einem besseren mukosa-spezifischen Antikörperprofil, sowie zu einer konsistenteren zellvermittelten Immunantwort.
Gute Verträglichkeit
CTH522 zeigte sich sowohl in Verbindung mit den Liposomen als auch mit Aluminiumhydroxid als sicher und gut verträglich: In Verbindung mit dem Impfstoff wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse beobachtet. Die häufigsten Nebenwirkungen waren leichte Lokalreaktionen, die bei allen Teilnehmerinnen in den Impfstoffgruppen auftraten, sowie bei drei von fünf Teilnehmerinnen in der Placebogruppe. 88 bis 93 Prozent dieser Nebenwirkungen wurden allerdings als leicht eingestuft, in allen Gruppen dauerten die Nebenwirkungen im Durchschnitt zwei bis vier Tage an.
Geringe Probandenzahl Hauptlimitation
Obwohl es noch Jahre dauern dürfte, bis der Impfstoff Marktreife erlangt, planen die Studienautoren nun eine weiterführende Phase-IIa-Studie mit dem Impfstoff in der Liposomen-Formulierung. Unklar ist noch, ob die Impfung eine Immunreaktion im Zervixgewebe hervorrufen kann, und ob sie überhaupt einen Impfschutz gegen Chlamydieninfektionen bieten wird. Wie auch bei anderen klinischen Phase-I-Studien war außerdem auch in dieser Studie nur eine relativ kleine Probandenzahl vorgesehen; die Autoren geben dies als Hauptlimitation an.
Quelle
1 Abraham S et al. (2019): Safety and immunogenicity of the chlamydia vaccine candidate CTH522 adjuvanted with CAF01 liposomes or aluminium hydroxide: a first-in-human, randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 1 trial. Lancet Infectious Diseases; DOI: 10.1016/S1473-3099(19)30279-8