
Entweder – Oder!
Letzten Montag war offenbar wieder Vollmond oder irgendeine unbekömmliche Planetenkonstellation angesagt. Jedenfalls überschwemmten Massen von unzufriedenen und aufgebrachten Menschen meine Ordination. Dazu hörte das Telefon nicht auf zu klingeln und garantiert jeder Zweite hatte Sonderwünsche, die wenigstens zum Teil unerfüllbar waren. Eine Patientin erschien eine Dreiviertelstunde früher als zum ausgemachten Termin mit den Worten: „Ich weiß, ich bin viel zu früh, aber vielleicht komme ich ja trotzdem gleich dran.“
Meine Ordinationshilfe, die mit gehetztem Blick und heraushängender Zunge trotzdem alles erledigt hatte, was ihr möglich war, und sogar noch einen Teil von dem, was eigentlich unmöglich war, sah sie entgeistert an: „Das denke ich nicht. Sie können gerne noch einen Spaziergang machen.“ Die Dame wollte aber lieber ins Wartezimmer. Dort blieb sie dann auch brav eine halbe Stunde lang sitzen. Dann begann sie alle drei Minuten bei der besten aller Assistentinnen reinzumosern, dass sie immer noch warten würde. Es kämen sogar Leute dran, die nach ihr gekommen waren. „Die haben aber vor Ihnen Termin!“ Irgendwann konnte ich den Zirkus nicht mehr mitansehen und nahm die Dame mit freundlichen Worten mit in mein Sprechzimmer.