ESMO 2018: 42 Take Home Messages von Analkarzinom bis ZNS-Metastasen
„Ein Kongress, nach dem wir unsere Praxis ändern müssen“, lautet das Resümee der Experten, die von der medonline-Redaktion nach ihren Take Home Messages gefragt wurden.
European Society for Medical Oncology
Analkarzinom
- Die Erstlinie mit Carboplatin/Paclitaxel bringt acht Monate Überlebensvorteil beim Analkarzinom und definiert eine neue Standardoption (Rao S et al., Abstract LBA21).
Brustkrebs
Fortgeschrittenes Stadium:
- IMpassion130: Atezolizumab plus nab-Paclitaxel verlängert das Gesamtüberleben bei PD-L1-positivem, triple-negativem Brustkrebs (Schmid P et al., Abstract LBA1_PR).
- SOLAR-1: Der PI3K-Inhibitor Alpelisib bringt einen signifikanten PFS-Vorteil bei PI3K-mutierten Tumoren (André F et al., Abstract LBA3_PR).
- Das PALOMA-3-Gesamtüberleben ist klinisch relevant verlängert. An CDK4/6-Inhibitoren als fixem Bestandteil in der Klinik ändert sich nichts (Cristofanilli M et al., Abstract LBA2_PR).
Frühstadium:
- HOBOE-2: Der Zoledronsäure/Letrozol-Arm erzielt das beste krankheitsfreie Überleben bei prämenopausalen Patientinnen (Perrone F et al., Abstract LBA14_PR).
- CANTO: Die Adhärenz bei adjuvanter endokriner Therapie ist verbesserungswürdig und zeigt Unterstützungsbedarf der Patientinnen (Pistilli B et al., Abstract 185O_PR).
- shortHER zeigt gleiches krankheitsfreies Überleben mit neun Wochen vs. einem Jahr Trastuzumab in Low- bzw. Intermediate-Risk-Gruppe (Dieci MV et al., Abstract 186O).
- PERSEPHONE: Zwölf Monate adjuvantes Trastuzumab bleibt der Standard (Hulme C et al., Abstract LBA12_PR).
Cholangiozelluläres Karzinom
- S-1, eine orale Prodrug von 5-FU, zusätzlich zu Gemcitabin/Cisplatin ist eine neue, gute Erstlinien-Option bei cholangiozellulärem Karzinom (Sakai D et al., Abstract 615O).
HNO-Tumore
- KEYNOTE-048: Pembrolizumab(-Kombi) verlängert das Gesamtüberleben bei Kopf-Hals-Tumoren mit PD-L1-Expression ≥1 Prozent (Burtness B et al., Abstract LBA8_PR).
- Cisplatin bleibt der Standard bei HPV-positiven oropharyngealen Karzinomen mit niedrigem Risiko (Mehanna H et al., Abstract LBA9_PR).
Kolorektalkarzinom/Kolonkarzinom
- Eine Analyse zirkulierender Tumor-DNA erkennt minimale Resterkrankungen im Stadium II (Reinert T et al., Abstract 456PD).
- VALENTINO: Biomarker-Panel detektiert auch seltene Resistenzmutationen gegen Anti-EGFR-Therapie (Morano F et al., Abstract LBA22).
- CheckMate-142 zeigt 60 Prozent Gesamtansprechen mit Nivolumab/Ipilimumab bei MSI-high mCRC (Lenz HJ et al., Abstract LBA18_PR).
- Neoadjuvantes Nivolumab/Ipilimumab liefert beeindruckende Ergebnisse bei frühem Kolonkarzinom (Chalabi M et al., Abstract LBA37).
- MODUL zeigt keinen Benefit durch additives Atezolizumab zu 5-FU/Bevacizumab in Erstlinienerhaltung (Grothey A et al., Abstract LBA19).
- VOLFI zeigt hervorragendes Ansprechen der Erstlinientherapie FOLFOXIRI/Panitumumab bei RAS-Wildtyp, aber keinen PFS-Benefit (Geissler M et al., Abstract 453PD).
- TRIBE2: Die Kombi aus Triplet-Chemo/Antikörper in der Erstlinie verlängert das PFS2 und bleibt der Standard bei fitten Patienten (Cremolini C et al., Abstract LBA20).
Leberzellkarzinom
- Phase-Ib-Studie: Atezolizumab plus Bevacizumab zeigt 77 Prozent Krankheitskontrolle bei hepatozellulärem Karzinom (Pishvaian MJ et al., Abstract LBA26).
Magenkarzinom
- TAS-102 bringt zwei Monate Gesamtüberlebens-Verlängerung beim Magenkarzinom in der Drittlinie (Arkenau H-T et al., Abstract LBA25).
Melanom
- CheckMate-067: Update nach vier Jahren demonstriert deutlichen Benefit für Nivolumab/Ipilimumab, auch bei hoher PD-L1-Expression (Hodi F et al., Abstract LBA44).
- CheckMate-511 zeigt weniger Toxizität mit niedriger Ipilimumab- und Standard-Nivolumab-Dosierung bei gleicher Wirkung (Lebbé C et al., Abstract LBA47).
- Phase-II-Studie demonstriert niedriges Ansprechen (11%) von Nivolumab/Ipilimumab bei metastasiertem uvealem Melanom (Piulats Rodriguez JM et al., Abstract 1247 PD).
- COMBI-Ad: Das 4-Jahres-Update nach adjuvantem Dabrafenib/Trametinib zeigt einen anhaltenden Unterschied zum Placebo-Arm (Long G et al., Abstract LBA43).
- OpACIN-neo bestätigt das hohe Ansprechen mit neoadjuvantem Nivolumab/Ipilimumab. Die Toxizität ist mit dem neuen Protokoll geringer als in OpACIN (Rozeman E et al., Abstract LBA42).
- Phase Ib/II: Die Kombi aus intratumoralem TLR9-Agonist SD 101/Pembrolizumab hat Aktivität bei anti-PD-1-Therapie-naiven Patienten mit fortgeschrittenem Melanom (Long G et al., Abstract LBA45).
- Phase I/II: Auch der TLR9-Agonist Tilsotolimod/Ipilimumab liefert ein interessantes Signal bei PD-1-Inhibitor-refraktärem metastasiertem Melanom (Diab A et al., Abstract 1245PD).
Nierenzellkarzinom
- JAVELIN Renal 101: Avelumab/Axitinib bringt einen PFS-Vorteil vs. Sunitinib und wird wahrscheinlich ein Standard of Care in der RCC-Erstlinie (Motzer RJ et al., Abstract LBA6_PR).
Ovarialkarzinom
- SOLO 1 definiert mit Olaparib als Erhaltungstherapie in der Frontline einen neuen Standard beim BRCA-mutierten Ovarialkarzinom (Moore K et al., Abstract LBA7_PR). Die Dauer der Erhaltungstherapie betrug in der Studie zwei Jahre, die optimale Dauer ist unklar. Die PAOLA-Studie prüft Olaparib/Bevacizumab nach Abschluss der Primärtherapie auch bei BRCA-Wildtyp. Die Kombi aus PARP-Inhibitor plus Anti-Angiogenese erscheint aus jetziger Sicht vielversprechend (NCT02477644 bzw. AGO-Ovar 20).
- HIPEC: Die Datenlage ist dünn und die Anwendung derzeit nur in Studien gerechtfertigt (Controversy Session, HIPEC: Is there a role in ovarian cancer?).
- Studie 221 zeigt einen PFS-Vorteil durch zusätzliches peg. liposomales Doxorubicin nach platinsensitivem Rezidiv (Pfisterer J et al., Abstract 933O).
Prostatakarzinom
- GETUG-12: Zusätzliches Docetaxel/Estramustin bei lokalisiertem Hochrisiko-Prostatakarzinom (PC) bringt keinen Vorteil im Gesamtüberleben (Fizazi K et al., Abstract 791O).
- STAMPEDE: Abirateron plus Predniso(lo)n verlängert das Gesamtüberleben bei hormonsensitivem, metastasiertem Niedrigrisiko-PC (Hoyle AP et al., Abstract LBA4).
- ERA 223: Kombi Radium-223/Abirateron/Predniso(lo)n sollte bei asympt., Chemo-naivem kastrationsresistentem PC und vorherrschenden Knochenmetastasen nicht angewendet werden (Smith M et al., Abstract LBA30).
- STAMPEDE: Oligometastasierte Patienten mit geringer Metastasenlast haben einen deutlichen Vorteil von zusätzlicher lokaler Bestrahlung der Prostata (Parker C et al., Abstract LBA5_PR).
Sarkome
- Ein längeres Überleben durch die Therapie von Sarkomen in Schwerpunktzentren wurde erneut bestätigt (Blay Y et al., Abstract 1601O; Smolle M et al, Abstract 1602O).
- Durch Strahlentherapie aktivierte Nanopartikel erhöhen die Rate an Komplettremissionen beim lokal fortgeschrittenen Weichteilsarkom (Bonvalot S et al., Abstract LBA66).
- Der neue Tyrosinkinase-Inhibitor DCC-2618 wirkt in der Zweit-, Dritt- und Viertlinie bei gastrointestinalen Stromatumoren (George S et al., Abstract 1603O).
- Phase-II-Studie zeigt gute Wirkung von Cabozantinib, besonders bei stark vorbehandeltem Ewing-Sarkom (Italiano A et al., Abstract LBA67).
ZNS-Metastasen und Gliome
- Bei einem NSCLC-Rezidiv sind neue ZNS-Metastasen den vorhergehenden in Bezug auf Mutationen und Immunzellinfiltration meist sehr ähnlich (Berghoff AS et al., Abstract 372O).
- Die intrathekale Therapie mit Cytarabin verbessert das PFS bei Brustkrebs mit leptomeningealer Aussaat, ist aber derzeit nicht verfügbar (Le Rhun E et al., Abstract 371O).
- Gliome: Mismatch-Repair-Defekte, ein weiterer prädiktiver Marker für Immuntherapie, sind vor allem bei rezidivierten Gliomen stark hochreguliert (Lombardi G et al., Abstract 374O).
Quelle: ESMO 2018