Keine MS ohne Epstein-Barr-Virus?
Gibt es überhaupt Multiple Sklerose ohne EBV-Seropositivität? Eine deutsche Kohortenstudie suchte nach EBV-negativen Patienten mit CIS oder früher MS.
Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist seit Langem als Risikofaktor für Multiple Sklerose bekannt. Die Assoziation von EBV und MS ist so stark, dass mittlerweile die Frage gestellt wird, ob es überhaupt EBV-seronegative MS-Patienten gibt. Dieser Frage ging nun eine deutsche Kohorte durch EBV-Screening einer Kohorte von Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom (CIS) oder früher schubförmig verlaufender MS nach. Dabei betrieb man die Virensuche gründlich. Zunächst wurden Epstein-Barr nuclear antigen-1 (EBNA-1)-Antikörper mittels Chemilumineszenz-Assay (CLIA) in Serumproben von 901 Patienten (69,9% Frauen) aus der deutschen Nationalen MS-Kohorte mit einem medianen Alter von 33 Jahren nachgewiesen. Bei EBNA-1-Antikörper seronegativen Patienten wurden Antikörper gegen das Capsid-Antigen (VCA) von EBV gesucht. EBNA-1- und VCA-seronegative Patienten wurden mit einem EBV-Immunoblot analysiert.
EBNA-1-Antikörper wurden bei 839 der 901 Patienten mit CIS/RRMS nachgewiesen. Von den 62 EBNA-1-Antikörper-seronegativen Patienten testeten 45 positiv auf Antikörper gegen VCA. Bei allen verbleibenden Patienten wurden mittels Immunoblot Antikörper gegen EBV gefunden. Damit waren 100 Prozent der CIS/RRMS EBV-seropositiv.
Die Autoren der Studie betonen, dass das Fehlen von EBV-Seronegativität in der untersuchten Kohorte die Bedeutung von EBV in der Genese der MS weiter unterstreicht. Daher sei bei negativer EBV-Serologie bei Patienten mit der klinischen Präsentation einer Multiplen Sklerose Vorsicht angebracht. In diesem Fall sollten alternative Diagnosen in Erwägung gezogen und die Patienten in diese Richtung abgeklärt werden.