Nutzen der Nephrektomie ist geringer als gedacht

Bahnbrechende Neuerungen in der Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC) sind dieses Jahr ausgeblieben. Einige Studien brachten aber praxisrelevante Ergebnisse, wovon zwei im Folgenden diskutiert werden sollen.

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Surgeon picking up surgical tool from tray

CARMENA

Die in der Plenary Session vorgestellte Phase-III-Studie CARMENA beim mRCC zeigte die Nichtunterlegenheit von Sunitinib alleine gegenüber einer zytoreduktiven Nephrektomie gefolgt von Sunitinib (Méjean A et al., Abstract LBA3). Eingeschlossen waren 450 Patienten mit intermediärem oder schlechtem Risiko-Status nach dem MSKCC-Score. Patienten, die Sunitinib allein erhielten, erreichten mit 18,4 vs. 13,9 Monaten ein deutlich längeres Gesamtüberleben (OS, HR 0,89). Dieses numerisch bessere Resultat im Sunitinib-Arm bestätigte sich auch in den Subgruppen mit 23,4 vs. 19 Monaten (HR 0,92) bei intermediärer und 13,3 vs. 10,2 Monaten (HR 0,86) bei schlechter Prognose. Auch die Rate eines klinischen Benefits war im Sunitinib-Arm höher (47,9 vs. 36,6%), während die Gesamtansprechrate (ORR) in beiden Armen ähnlich ausfiel (27,4 vs. 29,1%). „Die zytoreduktive Nephrektomie sollte daher nicht länger als Therapiestandard bei mRCC angesehen werden, zumindest wenn eine systemische Therapie notwendig ist“, so die Conclusio von Studienerstautor Prof. Dr. Arnaud Méjean, Paris.

Einige Studienpatienten, die sehr gut auf Sunitinib ansprachen, wurden in weiterer Folge einer Nephrektomie unterzogen. Das Follow-up für diese Gruppe läuft, und die Ergebnisse sollen in zukünftigen Auswertungen analysiert werden. Aus meiner Sicht sind diese Daten nur bedingt eine große Neuerung der aktuellen Vorgangsweise: denn bei Patienten, die z.B. einen schlechten Allgemeinzustand haben oder bei denen vonseiten der Metastasen mehr „Tumorload“ als vonseiten des Primums besteht, waren wir auch früher zurückhaltend mit einer Operation. Ich denke, insbesondere beim Intermediate-Risk-Patienten sollten wir die Daten nicht eins zu eins übernehmen: denn das mediane Überleben in der CARMENA-Studie war in beiden Armen sehr schlecht und reflektiert nicht das reale Überleben von Patienten mit mRCC 2018: daher muss es letztendlich doch eine Patientenselektion gegeben haben.

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